© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    46/00 10. November 2000

 
Meldungen

Kooperation mit Kuba: Im Geiste Humboldts

BERLIN. Auf seiner Rundreise durch Europa besuchte Kubas Hochschulminister Fernando Vecino Alegret vor kurzem auch Deutschland, um neue Hochschulkontakte anzubahnen, alte auszubauen und gemeinsame Forschungsprojekte anzuregen (Deutsche Universitäts-Zeitung 20/00). Dies scheint nicht zuletzt dadurch begünstigt, daß die 1970 etablierte innere Ordnung von Castros Universitäten, die Einheit von Forschung und Lehre, auf die Ideen des preußischen Reformers Wilhelm von Humboldt zurückgehe. Vecino Alegret betonte, daß Kuba etwa in der Genforschung den internationalen Vergleich nicht zu scheuen brauche, was Michael Catenhusen, Staatssekretär im Bundesbildungsministerium, bestätigte. Dessen Chefin Edelgard Bulmahn hat jetzt mit Vecino Alegret die Intensivierung der wissenschaftlichen Zusammenarbeit vereinbart.

 

US-Universitäten keineswegs vorbildlich

BONN. Die gegenwärtige, unter permanenter Berufung auf die vermeintliche Vorbildlichkeit von US-Universitäten vorgetragene Kritik aus Medien, Wirtschaft und Politik an den deutschen Hochschulen hat Franz-Erich Wolter, Professor für Mathemathik und Informatik an der Universität Hannover, vehement zurückgewiesen (Forschung&Lehre, 11/00). Gespeist aus eigenen langjährigen US-Erfahrungen legt Wolter dar, daß deutsche Hochschulen in vielen Fachbereichen kostengünstiger und mit weit höherem Wirkungsgrad ausbilden. Der deutsche Diplomabschluß indiziere meist ein größeres Maß an Ausbildungsreife und selbständiger Arbeitsfähigkeit als der vergleichbare Master’s degree. Das sehr gute Abschneiden deutscher Diplom-Ingenieure, -Mathematiker, -Physiker usw., die in Austauschprogrammen an den besten Technischen Hochschulen der USA tätig sind, würde Wolters Einschätzung bestätigen.

 

Kompetenznetz gegen Depression und Suizid

MÜNCHEN. Im Sommer 1999 startete ein bundesweit bisher einmaliges Projekt gegen die Volkskrankheit Depression: das Kompetenznetz "Depression, Suizidialität", das vom Bundesministerium Bildung und Forschung bis 2004 mit 25 Millionen Mark gefördert wird und dessen Zentrumsich in der Psychiatrischen Klinik der Münchner Universität befindet (Einsichten. Forschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München, 1/00). In Deutschland leiden ca. vier Millionen Menschen an depressiven Störungen, und über 12.000 Menschen nahmen sich 1997 infolge dieser Krankheit das Leben. Aufgrund dieses alarmierenden Zustandes will das Kompetenznetz die Krankheit, ihre Formen, Symptome und Behandlungsmethoden bei den Betroffenen und in der Öffentlichkeit bekannter machen und in enger Zusammenarbeit mit Hausärzten diagnostische und therapeutische Defizite beheben.

 

Noch zu vorbildliches Bild des Frontsoldaten

BERLIN. Theodor Plieviers Bestseller "Stalingrad" (1946) ist neben Thomas Manns "Doktor Faustus" der am meisten rezensierte deutsche Nachkriegsroman. Der Berliner Literaturwissenschaftler Michael Rohrwasser hat diesen auch von Zeitgenossen wie Peter Härtling als außergewöhnliche literarische Verarbeitung des Krieges gelobten Roman einer neuerlichen Lektüre unterzogen (Sinn und Form, 5/00). Plieviers Bestreben, den Schrecken Stalingrads in möglichst grauenerregende Bilder zu fassen, weise den Autor weniger als Dokumentaristen denn als Verfasser von Horrorliteratur aus. Auch mit dem "antifaschistischen" Gehalt sei es nicht weit her, da Plieviers Helden als vorbildliche Frontsoldaten figurieren, um sie als "Salzkorn" der künftigen (DDR)- Nation präsentieren zu können.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen