© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    46/00 10. November 2000

 
Zeugen einer besseren Welt
Kirchen würdigen Märtyrer des 20. Jahrhunderts
(idea)

Die evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer (1906–1945) und Oskar Brüsewitz (1929–1976) sowie der katholische Priester Bernhard Lichtenberg (1875–1943) sind von der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) und der katholischen Deutschen Bischofskonferenz zusammen mit 23 anderen Persönlichkeiten vor allem aus der Zeit des Nationalsozialismus als Märtyrer des 20. Jahrhunderts gewürdigt worden.

In dem soeben erschienenen Buch "Zeugen einer besseren Welt" heißt es zu Pfarrer Brüsewitz, der sich am 18. August 1976 aus Protest gegen die Kirchen- und Jugendpolitik der DDR auf dem Marktplatz vor der Michaeliskirche im sächsischen Zeitz öffentlich verbrannte, er sei ein Mann gewesen, "der weder bereit noch fähig (war), eine Abgrenzung zwischen dem Leben im Dienst des Evangeliums und der Existenz in einem atheistisch dominierten politischen Gemeinwesen zu vollziehen". Der Pfarrer habe seine Selbstverbrennung "bewußt als Tat der Blutzeugenschaft für die Kirche Jesu Christi verstanden" und damit eine neue Diskussion über den Weg der evangelischen Kirche in der DDR ausgelöst. Zusammenfassend wird über Person und Tat, die in der evangelischen Kirche umstritten sind, ausgeführt: "Brüsewitz‘ einsame und durch die christliche Tradition nicht gedeckte Tat muß als Ausdruck der Ambivalenz und Gebrochenheit christlichen Zeugnisses im 20. Jahrhundert verstanden werden." Regimegegner in der DDR hatten seit der Selbstverbrennung moniert, daß sich die evangelischen Kirchen nicht eindeutig hinter den Pfarrer gestellt hätten.

Das Buch wurde am 1. November vom Ratsvorsitzenden der EKD, Präses Manfred Kock, und dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, dem Mainzer Bischof Karl Lehmann, in Berlin vorgestellt. (idea)


 
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