© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    46/00 10. November 2000

 
UMWELT
Ja zu Straßenneubau, Nein zu Verkehrslärm
Martina Zippe

Einer Umfrage des Prognos-Instituts zufolge, die bei 2.407 Deutschen ab 18 Jahren durchgeführt wurde, stören die Bürgerinnen und Bürger in der Wohnumgebung am meisten fehlende Straßen und Parkplätze. 22 Prozent bekundeten diese Auffassung.

18 Prozent stört am meisten der Verkehrslärm durch Autos, Flugverkehr oder Bahn, heißt es in der vom Informationszentrum Beton veröffentlichten Befragung. Mehr Straßen und Parkplätze haben zu wollen bedeutet in der Regel aber automatisch mehr Verkehrslärm. So möchten die Bürger haben, was sich gegenseitig ausschließt: Mehr Straßen und weniger Lärm. Da braucht sich gar niemand zu beklagen, daß ein in diesen Tagen vor Gericht stehender Skinhead angeblich nur einen Intelligenzquotienten von 75 Prozent haben soll, was für den Besitz politischer Motive nicht ausreiche. Viel politischer wird in diesem Lande anscheinend ohnehin nicht gedacht. Da mögen die einen aggressiver sein als die anderen, an Schlauheit übertrumpfen tun sie sich alle nicht. Ein politisches Motiv bei der Durchsetzung von mehr Lärm durch mehr Straßen muß jedenfalls ausgeschlossen werden. Auch die damit verbundene Zerstörung von Grünflächen entspringt keiner besonderen politischen Motivation. Sonderlich weit denkt einfach niemand.

Intelligent sind hingegen die Betonköpfe aus der Betonbranche. Denn die bieten Parkplätze und Straßen an, ebenso aber Lärmschutzwände gegen den dann entstehenden Verkehrslärm. Ganz schön bauernschlau, diese Betonisten: Man muß einfach nur säen, was man ernten will. Eine Umfrage macht dann auch noch dem letzten Kommunalpolitiker plausibel, daß seine Wiederwahl mit Zugreifangeboten aus der Betonindustrie gesichert werden kann.


 
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