© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    44/00 27. Oktober 2000

 
UMWELT
Bündnis der Anständigen
Volker Kempf

Die Umwelt wird weiter zerstört, Pflanzen- und Tierarten sterben aus, Rohstoffe werden geplündert, fruchtbare Erde vernichtet, Fischbestände und sauberes Trinkwasser werden knapp.

Die Menschen unterdessen werden immer mehr und die Kriege zahlreicher. Ein paar Umweltschützer beschäftigen sich mit dieser Sache. Die eine oder andere Pressemitteilung wird herausgegeben, Bücher und Informationsmaterialien erscheinen. Kinder tragen gegen die Naturzerstörung lautlos und bescheiden Frösche über die Straßen, und Förster hängen Vogelnistkästen auf. Doch wo bleibt der Aufschrei für die Umwelt? Wo ist das Bündnis der Anständigen gegen Umweltzerstörung? Wo sind die Lichterketten? Die Deutschen, wieder einmal nur ein Volk von Mitläufern, Zuschauern und Wegguckern? Wir brauchen Bündnisse für die Umwelt. Jeder, der dem örtlichen Bündnis für die Umwelt fernbleibt, keine Anstandskerze anzündet, keine Vogelnistkästen aufhängt und nicht laut "rettet die Umwelt" ruft, muß in die Zeitung und geächtet werden. Wirtschaftunternehmen gehören an den Pranger, die sich dem Bündnis nicht anschließen, sondern von der Umwelt leben wollen.

Was hier grotesk anmutet, gilt im Kampf gegen "Rechts" anscheinend allerorten als ernst gemeint, gut und richtig. Vielleicht hilft es ja, laut gegen "Rechts" zu rufen und damit alles Böse in der Welt gesundzubeten. Sollten Umweltschützer auch einmal probieren.

Denn was interessieren Naturgesetze, wo man sie mit lauten Rufen einschüchtern kann?! Doch wer’s glaubt wird selig. Gegen das "Böse" zu sein, heiß noch lange nicht, es aus der Welt zu schaffen. Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht. Dazu braucht man schon trockene Füße und einen klaren Durchblick.


 
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