© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    43/00 20. Oktober 2000

 
Meldungen

Albert von Schirnding erhält Kritikerpreis

BERLIN. Der Schriftsteller und Kritiker Albert von Schirnding erhält den vom Kulturkreis der deutschen Wirtschaft gestifteten Kritikerpreis 2000. Der erstmals verliehene Preis ist mit 20.000 Mark dotiert und gibt seinem Träger das Recht, seinerseits einen Nachwuchskritiker zu benennen, der einen Preis von 10.000 Mark erhalten wird. Das Werk des 65jährigen Albert von Schirnding, der von 1955 bis 1961 Sekretär bei Ernst Jünger war, umfaßt Gedichte, Essays und Erzählungen sowie rund tausend Beiträge zu Periodica oder Sammelbänden. In diesem Jahr hat er seine Autobiographie "Alphabet meines Lebens" vorgelegt. Albert von Schirnding erhält den Preis "Kritik 2000" im Januar 2001 im Rahmen eines Berliner Symposiums zum Thema "Kann die Literaturkritik die an sie gestellten Erwartungen erfüllen?" überreicht.

 

Proteste gegen Stölzls Opern-Pläne

BERLIN. Die beiden großen Opernorchester Berlins haben gegen die Pläne von Kultursenator Stölzl protestiert, die Deutsche Oper mit der Staatsoper Unter den Linden zusammenzulegen und beide Orchester zu verkleinern. Die Abendvorstellung von Mozarts Oper "Die Entführung aus dem Serail" Unter den Linden wurde am Freitagabend daher demonstrativ nur von neun Musikern gespielt. Ein Sänger des Ensembles rief die Zuschauer zur Solidarität mit der Staatskapelle auf. Der Orchestervorstand der Deutschen Oper Berlin erklärte in einer Stellungnahme, mit der geplanten Reduzierung um insgesamt 77 Musiker wäre die künstlerische Eigenständigkeit der beiden Orchester aufgegeben. Das hätte nach Ansicht des Orchestervorstands zur Folge, daß Dirigenten von internationalem Rang für keines der beiden Orchester mehr zu gewinnen wären. Stölzl bezeichnete seine Opern- und Orchesterreform als eine "maßvolle Revolution". Bei der organisatorischen Zusammenlegung der Opernhäuser will er sich "am Führungsmodell großer Firmen orientieren".

 

Historiker kritisiert Kultusminister Rößler

DRESDEN. Der Historiker Hans Mommsen hat dem sächsischen Kultusminister Rößler massive Eingriffe in die Unabhängigkeit des Dresdner Hannah-Ahrendt-Institutes für Totalitarismusforschung vorgeworfen. Rößler hatte als Vorsitzender des Instituts-Kuratoriums in einer Abstimmung dagegen votiert, den bis 2002 datierten Vertrag von Institutsdirektor Henke zu verlängern. Daraufhin waren drei Kuratoriumsmitglieder aus Protest von ihren Ämtern zurückgetreten (JF 42/00). In den Dresdner Neuesten Nachrichten nannte Mommsen Rößlers Verhalten einen "richtigen Skandal" und sprach von einem "Eingriff in die Autonomie der Wissenschaft". Dieser sei "kraß und einzigartig", vor allem in seiner offenbar klar politischen Motivation. Das Hannah-Ahrendt–Institut hatte im vergangenen Jahr wegen personeller Querelen Schlagzeilen gemacht.


 
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