© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    43/00 20. Oktober 2000

 
Besatzungstruppen
Rumänien II: Das Szeklerland wird Militärhochburg
Helen Parter

Im Herzen Rumäniens, inmitten der Karpaten, herrscht eine bemerkenswerte Situation: in den Bezirken Hargita und Kovaszna – sie bilden das sogenannte Szeklerland – lebt die ungarische Minderheit in der Mehrheit. Bis zum Jahre 1920 war dort die Ostgrenze des ungarischen Königreiches. Mit dem Trianon-Vertrag kam es an Rumänien, um 1940 im Zuge der Wiener Schiedssprüche erneut an Ungarn zu fallen. Nach dem Krieg erhielt es Rumänien von den Sowjetunion als Dank dafür zurück, daß es "rechtzeitig" das Bündnis mit Deutschland und Ungarn aufgekündigt. Seit 1945 scheint es endgültig ein Teil Rumäniens zu bleiben.

Aber die Diskussion um eine Gebietsautonomie reißt nicht ab. Zwar ist die Partei der Ungarn (RMDSZ) an der Regierung in Bukarest beteiligt, aber richtige Fortschritte beim Minderheitenschutz konnten nicht erreicht werden. In Klausenburg wartet man zum Beispiel noch immer auf die Wiedergründung einer ungarischen Universität. Die rumänische Armeereform sieht nun eine Reduzierung ihrer Truppen vor, nur im Szeklerland soll der Bestand nicht verringert werden, im Gegenteil: die Bestände sollen erhöht und die Offiziere und Mannschaften besser entlohnt werden. Der Sinn dieser Aktion wird deutlich, wenn man bedenkt, daß die Soldaten auch ihre Familien mitbringen. Sie sollen so für eine weiche "Stabilisierung" des ethnischen Ungleichgewichts in der Region Sorge tragen.

Kürzlich reiste Verteidigungsminister Sorin Frunzaverde mit General Mircea Chelaru – aus Anlaß des 56. Jahrestages des Einmarsches rumänischer Truppen nach Nordsiebenbürgen – in das Gebiet und betonte bei seiner Rede die Wichtigkeit des friedliche Zusammenlebens der Völker und die euro-atlantische Integration. Konterkariert wurde die Rede von dem Befehlshaber der dort stationierten Gebirgsjäger, der von den "schlimmen Ereignissen" von 1940 sprach und hinzufügte, daß man nie sicher sein könne, ob sich die Geschehnisse nicht irgendwann wiederholen. Der Oberst warnte die Minderheiten (und meinte speziell die Ungarn) und forderte sie auf, ihre "separatistischen Bestrebungen" einzustellen.


 
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