© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    43/00 20. Oktober 2000


Zu wenig Populismus
von Andreas Mölzer

Daß die steirischen Landtagswahlen ein Menetekel für die Freiheitlichen insgesamt sind, steht außer Frage. Es kam schlimmer als ursprünglich befürchtet. Ein Absturz in der Wählergunst sondergleichen, der noch dazu um so überraschender war, da die Meinungsumfragen leichte Zugewinne, schlimmstenfalls Stagnation im Vergleich zu den letzten Landtagswahlen prophezeit hatten. Das Absacken auf zwölf Prozent, wo man bei den vergangenen Nationalratswahlen schon tendenziell beinahe dreißig Prozent erreicht hatte, ist schlicht eine Katastrophe und eine Warnung.

Worauf aber ist dieser Einbruch zurückzuführen? Der wesentlichste Grund für den Absturz der Freiheitlichen war der Verzicht auf die eigentlichen populären Themen, die die Partei, insbesondere in den Arbeiterbezirken der Landeshauptstadt und in den alten Industrieregionen der Obersteiermark, groß gemacht habe. Zu glauben, es wären in erster Linie die bürgerlichen Wähler, die man wieder zurück an die Volkspartei verloren hätte, war ein Irrtum. Es ist der "kleine Mann", der die FPÖ in der grünen Mark im Stich gelassen hat.

Wer in den Arbeiterbezirken in Graz keine Antwort auf die Ausländerproblematik zu geben weiß – diese kam im Wahlkampf der steirischen FPÖ vornehmerweise nicht einmal vor –, der liegt einfach daneben. Und wer in der postindustriellen Gesellschaft der Obersteiermark, die den eigentlichen Verlust der Schwerindustrie, des Erzbergs und des übrigen Bergbaus noch nicht wirklich verdaut hat, keine soziale Perspektive zu geben vermag, kann auch nicht punkten.


 
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