© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    40/00 29. September 2000

 
Meldungen

"Mondscheinfrisöse" mußte einen Tag in Haft

SUHL. Bei ihrem Kampf gegen den deutschen Ladenschluß hat Frisöse Ilka Brückner aus Suhl im Thüringer Wald selbst einen Gefängnisaufenthalt in Kauf genommen. Nach einem Tag sogenannter Erzwingungshaft wurde die als "Mondscheinfrisösin" bekannt gewordene 31jährige vergangeneWoche aus dem Gefängnis entlassen. Der Erfurter Justizminister Birkmann (CDU) hatte zuvor die Meininger Staatsanwaltschaft angewiesen, bei Gericht die Aufhebung des Erzwingungshaftbefehls für die Suhlerin zu beantragen. Die Frisörin hatte vor zwei Jahren in einer besonderen Aktion ihre Kunden bei Nacht frisiert und das eingenommene Geld krebskranken Kindern der Jenaer Uni-Klinik gespendet. Die Stadt Suhl wertete das "Mondscheinfrisieren" jedoch als Verstoß gegen das Ladenschlußgesetz und verhängte ein Bußgeld von 785 Mark. Da die Thüringerin sich weigerte, dieses zu bezahlen, wurde sie in "Erzwingungshaft" genommen. Unterstützung erhielt die Handwerksmeisterin von der FDP, der mittelständischen Wirtschaft und dem Aktionskünstler "Drehorgel-Rolf". Der Bundesverband Mittelständische Wirtschaft (BVMW) kritisierte in diesem Zusammenhang das Ladenschlußgesetz. Der damit ermöglichte zwangsweise staatliche Dauereingriff in die private Wirtschaftstätigkeit sei ordnungspolitisch verfehlt und wirtschaftlich schädlich.

 

Richtfest für neues Chipwerk in Dresden

DRESDEN. Infineon hat vergangenen Donnerstag das Richtfest für seine neue Chipfabrik in Dresden gefeiert. Bereits Ende 2002 soll dort die Produktion von neuartigen Silizium-Schaltkreisen anlaufen. Nach Angaben der Siemens-Tochter werden mehr als 1.000 Arbeitsplätze entstehen. Die Investitionsumme für das neue Werk liegt bei rund zwei Milliarden Mark. An der Investition ist der Freistaat Sachsen über die Leipziger Messe mitbeteiligt. Die Messe übernimmt neun Prozent der Anteile, das sind rund 230 Millionen Mark. Am Bau der neuen Anlage ist außerdem der thüringische Jenoptik-Konzern mit etwa vier Prozent beteiligt, was einem Investitionsvolumen im etwa dreistelligen Millionenbereich entspricht. Die neue Technologie, bei der Chips auf Grundlage von 300 Millimeter großen Siliziumscheiben gebaut werden, hat die Halbleitertochter von Siemens und vom US-amerikanischen Schaltkreishersteller AMD im Rahmen eines Joint Venture gemeinsam mit Motorola entwickelt. Sie sind nach eigenen Angaben die ersten, die Halbleiter vollständig auf Siliziumscheiben dieser Größe bauen.

 

Österreich droht neue EU-Transitlawine

BRÜSSEL. Wieder haben 14 EU-Länder gegen Österreich gehandelt: Diesmal ging es um die Ökopunkte, die den Transit durch die Alpen regeln. Vergangene Woche einigten sich 14 EU-Länder und die EU-Kommission mit qualifizierter Mehrheit auf einen Kompromiß, der gleichzeitig die Ausgabe der Ökopunkte reduziert und Österreich die Basis für eine Klage entzieht. Österreich stimmte dagegen und gab eine Erklärung ab, in der rechtzeitig vor Auslaufen des Transitvertrags 2003 Maßnahmen zur Reduktion des Transits gefordert werden. Statt der geforderten Reduktion um 330.000 Lkw-Transitfahrten wird es nun nur eine Kürzung um 100.000 oder sogar noch weniger geben.

 

Zahl der Woche

65,3 Prozent betrug die Aufklärungsquote 1999

bei Straftaten in Bayern. Platz zwei belegte Baden-Württemberg mit 58,1 Prozent. Unter 50 Prozent liegen Berlin, Bremen, Hessen, Mecklenburg und Schleswig-Holstein. Schlußlicht ist Hamburg mit 47,2 Prozent. (Quelle: Bundesinnenministerium)


 
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