© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    40/00 29. September 2000

 
Fair und korrekt behandelt
Medien: Das Interview des Staatsministers im Auswärtigen Amt, Christoph Zöpel, in der JF sorgt für Aufregung
Alexander Schmidt

Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Christoph Zöpel, hat der JUNGEN FREIHEIT bescheinigt, sich bei dem Interview mit ihm vergangene Woche "fair und korrekt" verhalten zu haben. Zu dieser Klarstellung sah sich der SPD-Politiker nach zum Teil heftigen Angriffen gegen ihn wegen dieses Interviews veranlaßt. FDP-Generalsekretär Guido Westerwelle, der CDU-Politiker Michel Friedman und verschiedene Medien hatten Zöpel sogar den Rücktritt nahegelegt.

Während man innerhalb der Regierung reagiert man nach außen hin gelassen reagierte, meldete die Frankfurter Allgemeine Zeitung, daß intern jedoch deutliche Kritik geäußert worden sei. Bundeskanzler Schröder und Außenminister Fischer, so die FAZ, hätten den Anlaß jedoch nicht für so gewichtig genommen, um unmittelbar zu reagieren.

Zöpel, der für "undiplomatisches Verhalten" auch schon vorher bekannt war, hat inzwischen sein Interview verteidigt. Für ihn stehe die geistige Auseinandersetzung im Vordergrund, die nicht nur in der FAZ oder dem Tagesspiegel geführt werden dürfe. Direkter Anlaß seien jedoch die Äußerungen des ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Wilfried Böhm gewesen, der in der JUNGEN FREIHEIT ein kritisches Porträt von Zöpel veröffentlicht hatte. Der Staatsminister beruft sich weiterhin darauf, daß er nicht der erste Sozialdemokrat sei, der in der JUNGEN FREIHEIT seine Meinung geäußert habe. Ebenso hätten sich Reinhard Klimmt, Alfred Gusenbauer (SPÖ) und der frühere schwedische Ministerpräsident Carlsson in dieser Zeitung zu Wort gemeldet.

Er habe schon immer mit Leuten gesprochen, deren Meinungen er nicht teile, auch für ein Treffen mit Funktionären der FDJ habe er Gespräche geführt, meldet die Frankfurter Rundschau. "Ich finde es wichtig, sich auch bei einer konservativen Leserschaft zu Wort zu melden und Argumente vorzubringen, die sie sonst nicht kennt", sagte er der FR weiter.

Die Behauptung, daß in der JUNGEN FREIHEIT "neben demokratisch-konservativen Autoren gelegentlich auch Rechtsextremisten ein Forum geboten wird", so eine Einschätzung des Bundesamtes für Verfassungschutz, genüge nicht, um ein Interview zu verweigern.

Seine Entscheidung, das Interview zu geben, sei eine Frage der Abwägung gewesen und aus seiner Sicht nicht schädlich. Inzwischen wird ihm auch von der Berliner Zeitung attestiert, daß es ein interessantes Interview geworden sei, jedoch der Ort der Veröffentlichung vielen seiner Parteifreunde ebenso ein Dorn im Auge sei wie der Zeitpunkt, da zur Zeit massive Kampagnen gegen "Rechts" gefahren würden, die so zu reinen Lippenbekenntnissen würden.

Helmut Lolhöffel, Redakteur der Frankfurter Rundschau und Herausgeber des Blick nach Rechts (bnR), schreibt von blankem Entsetzen in der Bundesregierung über Zöpels Interview-Ort. Eher jedoch dürfte Lolhöffel selbst das blanke Ensetzen gepackt haben, daß sein sozialdemokratisches Beobachtungsorgan bnR nicht einmal mehr in den eigenen Reihen Beachtung findet.


 
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