© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    40/00 29. September 2000


Zoff um Zöpel
von Dieter Stein

Man muß dem Staatsminister im Auswärtigen Amt, Christoph Zöpel, Respekt zollen. Angesichts der gekünstelten und bemühten Empörung meinungsführender Zeitungen über das in der vergangenen Woche in der JUNGEN FREIHEIT publizierte Interview hat der gestandene Sozialdemokrat souverän reagiert. Selbst aus Nordrhein-Westfalen und dort jahrelang Landesminister gewesen, mißt er der Erwähnung der JF durch die dortigen Genossen im landeseigenen Verfassungsschutzbericht wenig Bedeutung bei. Er hat sich einfach einen eigenen Eindruck von der JF gemacht und äußerte anschließend: Selbst wenn er den Verfassungsschutzbericht gelesen hätte, hätte er das Gespräch geführt.

Schlußfolgerung: Erstens liest Zöpel keine Verfassungsschutzberichte, weil sie offensichtlich langweilig sind. Zweitens mißt er ihnen nicht das Gewicht zu, die ihnen immer wieder von den Medien und interessierten Parteipolitikern verliehen wird. Statt dessen erklärt Zöpel, daß er es richtig finde, "sich auch bei einer konservativen Leserschaft zu Wort zu melden und Argumente vorzubringen, die sie sonst nicht kennt", so der Minister gegenüber der Frankfurter Rundschau.

Und das ist wohl das selbstverständlichste von der Welt. Wir leben in einer Demokratie, das scheint sich zu manchen Platzhirschen in großen Zeitungen und Parteien nicht gänzlich herumgesprochen zu haben. Wer für Interview-Sperren mit unbequemen Zeitungen eintritt, entlarvt sich als Antidemokrat und Gegner der Meinungsfreiheit.


 
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