© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    39/00 22. September 2000

 
Neulich im Internet
Fleischfresser
Erol Stern

Unter Millionen E-Mails, die über einen Provider durchs Netz geschickt werden, kann ein Schnüffelprogramm des FBI jede x-beliebig gesuchte ausfindig machen. Carnivore (Fleischfresser) kann noch mehr: Es weiß, in welchem Chat-room der gesuchte E-Mailer sich aufhält und welche Sites er besucht. Die FBI-Entwickler in Quantico nannten ihr Programm "Fleischfresser", weil es in der unglaublichen Datenmenge des Netzes sofort das gesuchte Stückchen Fleisch findet. Das US-Bundeskriminalamt versicherte, es werde Carnivore nur mit richterlicher Genehmigung einsetzen, um Verdächtige aufzuspüren.

Nach Informationen des Wall Street Journal muß das Programm dafür aber direkt mit dem Netzwerk der Internet-Provider wie AOL verbunden werden. Und dagegen regt sich Widerstand: "Wir haben einige schwerwiegende Sorgen",erklärte Jeff Richards, zu dessen Verband "Internet Alliance" die großen Online-Dienste AOL und WorldCom zählen. Rechtsexperte Bob Barr zeigte sich erschrocken über die Möglichkeiten des Programms: "Wenn ich ein Wort benutzen müßte, um das Ganze zu beschreiben, dann würde ich 'erschreckend' wählen." James Dempsey vom Zentrum für Demokratie und Technologie zeigte sich in der Washington Post besorgt darüber, daß die Regierung ihr System ausweiten könnte, um noch mehr Daten auszuwerten. Niemand wisse, ob das Programm wirklich nur das mache, was die Regierung behaupte, verrät Euch Euer


 
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