© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    39/00 22. September 2000

 
Meldungen

Helmut Kohl erhielt Millenniums-Orden

BUDAPEST. Altkanzler Helmut Kohl hat vergangenen Montag in Budapest vom ungarischen Präsidenten Ferenc Mádl als erster die Millenniums-Goldmedaille des "Ungarischen Instituts des 20. Jahrhunderts" erhalten – der Orden soll nur zehnmal vergeben werden. Premier Viktor Orbán sagte in seiner Laudatio im Jagdsaal des ungarischen Parlaments: "Wir betrachten Kanzler Kohl als einen Staatsmann, der sich nicht auf die nächste Wahl, sondern auf die nächste Generation konzentrierte." Kohl rief in seiner Dankesrede die tausendjährige gemeinsame Vergangenheit Deutschlands und Ungarns in Erinnerung. Besonders würdigte er den ungarischen Beitrag zum Fall der Mauer, als im September 1989 die damalige Regierung ihre Grenze für die Deutschen aus der DDR öffnete. Kohl bezeichnete die deutsche Einheit als "Erfüllung eines Traums". In seiner ersten öffentlichen Rede seit acht Monaten forderte er mehr deutsche Unterstützung für den Beitritt Ungarns zur EU. Der Ex-CDU-Chef kritisierte die "törichte" Behandlung Österreichs durch die EU-14, warnte zugleich aber vor "Populismus" in der Politik.

Studie: SPD-Basis fürchtet "Vorwahlen"

BERLIN. Die SPD-Basis stützt einer Studie des Meinungsforschungsinstituts polis zufolge wesentliche Vorhaben von SPD-Generalsekretär Franz Müntefering zur Parteireform, lehnt aber seinen Vorschlag klar ab, Vorwahlen nach US-Vorbild einzuführen. 58 Prozent der 2.000 befragten SPD-Genossen hätten sich dagegen ausgesprochen, Nichtmitglieder an der Auswahl von Bundestagskandidaten zu beteiligen. 78 Prozent der Befragten wollten, daß im Bundestagswahlkampf 2002 zehn Listenplätze mit Fachleuten besetzt werden, die zuvor nicht in der Partei aktiv waren. Für die Urwahl der Direktkandidaten sind 74 Prozent. Die polis-Studie ergab zudem, daß nur ein geringer Anteil der SPD-Mitglieder Neuzugänge sind. Sieben Prozent der Befragten waren der Partei seit der letzten Bundestagswahl beigetreten, weitere neun Prozent sind seit fünf Jahren Mitglied. 48 Prozent haben seit mehr als 20 Jahren ein SPD-Parteibuch.

Anti-AKW-Bewegung protestierte in Bayern

PHILIPPSREUT. Der niederbayerische Grenzort Philippsreut war am vergangenen Wochenende Zentrum des Protests gegen das südböhmische Kernkraftwerk Temelín. Rund 500 Atomkraftgegner aus Deutschland, der Tschechei und Österreich versammelten sich dort an der Grenze zu Böhmen. Der tschechische Premier Milos Zeman hat unterdessen Gesprächsangebote von Umweltschutzgruppen über Temelín mit der Bemerkung abgelehnt: "Diese Aktivisten sind für mich doch keine Verhandlungspartner." Die rot-grüne Bundesregierung verschließt sich – trotz beschlossenem "Atomausstieg" – einem gemeinsamen Vorgehen mit Österreich. Der grüne Umweltminister Jürgen Trittin verweigert bis heute ein Treffen mit seinem Wiener Kollegen Wilhelm Molterer (ÖVP).


 
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