© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    39/00 22. September 2000


Pseudo-Populisten
von Michael Oelmann

Unter dem Zustand der Christdemokraten mußten in der letzten Zeit nicht nur ihre Sympathisanten leiden. Denn einen solchen politischen Freifahrschein, wie ihn Kanzler Schröder durch eine lahmgelegte Opposition in den letzten Monaten genießen durfte, gab’s selten. Prompt hatte die Regierungskoalition in Sachen Einwanderung, Steuer, Rente, Energiepolitik und nicht zuletzt mit ihrem ideologischem Kampfverhalten "gegen Rechts" eine Menge von dem durchsetzen können, was man von Rot-Grün immer schon befürchten mußte.

Jetzt bläst die Union zum Halali. Man will kampagnenfähig werden – und nur so geht’s gegen die SPD-Profis um Müntefering. Wie viel vom frischen CDU-Angriffswind selbstgemacht ist und wieviel durch die hohen Spritpreise vom Himmel herab auf die Christdemokraten regnete, wird sich zeigen. Denn bei der Anti-Öko-Steuer-Kampagne bleibt sehr wohl ein fader Beigeschmack, wenn recht populistisch die Brieftasche der Bürger gegen die Ökologie ausgespielt wird.

Bleibt die Frage, ob die CDU die Kraft findet, auch beim Thema Einwanderung dagegenzuhalten. Viel wird davon abhängen, ob Stoiber, Glos und Merz die "liebe Angela" und einen farblosen Generalsekratär Polenz beim Treffen in München auf Kurs bringen konnten. Es bleibt unbegreiflich, warum der erfolgreiche Kurs von Koch bei der letzten Hessen-Wahl nicht die Augen geöffnet hat, wo die Chancen der CDU liegen: bei einer volksnahen Politik der Vernunft gegen die rotgrünen Blütenträume.


 
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