© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    38/00 15. September 2000

 
Neonazis und Mussolini-Bilder
Beatrix Madl

In Südtirol gibt es derzeit keine ernstzunehmende Skinhead-Szene. Das hat in der vorigen Woche das "Südtiroler Komitee für öffentliche Sicherheit" in der Landeshauptstadt Bozen festgestellt. In einer Pressekonferenz bestätigte Regierungskommissar Giustino Di Santo, daß es einzelne Fälle von "Rassismus" gegeben habe, die aber nicht überbewertet werden dürften. Ein Vergleich mit Deutschland sei fehl am Platz. In Südtirol herrsche "ein äußerst guter Sicherheitsstandard", sagte der Regierungskommissar.

Darüber hinaus plane derzeit die NPD keine Kontoeröffnung in Südtirol. Di Santo berief sich dabei auf eine Feststellung seitens des Banca d’Italia-Vorstands. Er reagierte damit auf die Behauptung Michael Praxenthalers, Sprecher der NPD in Bayern, seine Partei beabsichtige in Südtirol Konten zu eröffnen. Dem Treffen des Komitees war eine Kampagne der Zeitung Alto Adige vorausgegangen. Das der Alleanza Nazionale (AN) nahenstehende Blatt brachte eine Woche lang Titelseiten über Skinsheads. In der Neuen Südtiroler Tageszeitung verteidigte Chefredakteur Giampaolo Visetti die Kampagne. "Wir versuchen lediglich, den Anfängen zu wehren", sagte er auf die Frage, ob seine Redaktion denn nicht übertreibe.

Lugio Caracciolo, Chefredakteur der Zeitschrift Limes, erklärte im Wiener Standard hingegen: "Man kann in Italien auch Demokrat sein, wenn man ein Bild von Mussolini im Zimmer hängen hat. Das ist ein sentimentaler oder auch theoretischer Bezugspunkt. Auf die Frage, ob die AN eine Gefahr für die Demokratie darstellt, antworte ich mit einem entschiedenen Nein. Historisch gesehen ist die Bezeichnung postfaschistisch korrekt."


 
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