© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    37/00 08. September 2000


Fremde Interessen
von Richard Stoltz

Mit weinerlichem Tremolo forderte Bundeskanzler Schröder auf der Botschafterkonferenz diese Woche in Berlin die versammelten Diplomaten auf, sie sollten doch dafür sorgen, daß "das Bild Deutschlands im Ausland nicht durch die rechtsextremistischen Umtriebe beschädigt" werde. Was für eine Heuchelei! Zuerst initiiert man selbst eine wahnwitzige Medienkampagne "gegen Rechts", durch die nicht zuletzt dem Ausland eine nicht vorhandene Bedrohung vorgegaukelt wird, und dann "warnt" man vor den Folgen der eigenen Umtriebe. Demagogischer geht‘s nicht.

Die trübe Pointe der Schröderschen Strategie ist, daß kein einziger ausländischer "Asylbewerber" dadurch von seinem Run auf die deutschen Sozialkassen abgeschreckt werden wird, im Gegenteil. Im Ausland hat sich durch die jüngsten Vorkommnisse wieder einmal die Gewißheit befestigt, daß "Asylbewerber" in Deutschland (im Vergleich zu anderen EU-Ländern) in vielerlei Hinsicht privilegiert sind, nicht nur finanziell, sondern z. B. auch bei Auseinandersetzungen mit einheimischen Unterklassenangehörigen, wo die Medien und die Gerichte automatisch für die Zugezogenen optieren, ohne Rücksicht auf die wahre Lage.

Die nach Berlin angereisten Botschafter hatten verstanden. Nicht die Interessen der eigenen Landsleute gilt es künftig zu vertreten, sondern die Interessen von Ausländern, wer immer das sein mag. Ignoriert man das, gehört man schnell zu den "alten Zöpfen des Auswärtigen Dienstes", die Außenminister Fischer jetzt energisch "abschneiden" will.


 
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