© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    36/00 01. September 2000

 
Blick in die Medien
Gegensätze
Ronald Gläser

Allein in der Hauptstadt sollen inzwischen 50.000 Menschen im Medienbereich arbeiten. Doch die wachsende Quantität führt nicht zwangsläufig auch eine qualitative Verbesserung mit sich. Viele Leute fragen sich immer wieder, warum Journalisten eher links als rechts sind. Ein prononciert rechter Kollege hat das einmal so erklärt: Dadurch daß das Berufsbild des Journalisten nicht gerade hoch angesehen ist, würden Schulabgänger aus gutbürgerlichen Familie lieber Banker, Beamter oder Mediziner werden. Statt dessen wählten Schmarotzer und Sitzenbleiber lieber den Arbeitsplatz in einer Redaktion. Die Richtigkeit dieser These sei einmal dahingestellt. Das Berufsbild an sich ist von enormen Gegensätzen geprägt. Hier der brillante Redakteur mit Festanstellung und Weihnachtsgeld, dort der "Freie", der sein Geld mit erfundenen Geschichten oder Prominentenfotos verdienen muß. Eigentlich sollen Journalistenschulen dazu dienen, die Leute auszubilden, die Meldung und Meinungen, Bilder und Beiträge produzieren. Aber nur wenige hundert Teilnehmer durchlaufen pro Jahr Bildungseinrichtungen wie die Deutsche Journalistenschule oder die Henri-Nannen-Schule.

Ab Januar will jetzt auch RTL für den Eigenbedarf Reporter produzieren: In Köln startet die hauseigene Journalistenschule. Die Schule will nach eigener Aussage "keine öffentlich-rechtlichen Moralbeauftragten" hervorbringen. Doch das jüngste Erscheinungsbild des Kölner Senders läßt befürchten, daß nunmehr privatrechtliche Moralbeauftragte ausgebildet werden.


 
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