© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    36/00 01. September 2000

 
JF intern

In diesen Tagen erlebt der Blockwart seligen Angedenkens seine Wiederauferstehung. In vielen Bürgern erwacht der kleine Schnüffler und Denunziant. Besonders widerwärtig sind die bürgerlichen Technokraten, die sich beim Denunzieren und Diskriminieren fleißig mitwerkeln, immer nur eines im Sinne: die eigene Haut retten und die Schäfchen im trockenen halten. Da ist zum Beispiel der Geschäftsführer eines Berliner Tourismusverbandes, der einem Berliner Hotelier folgendes schreibt: "Die Direktorin der Akademie Frankenwarte – Gesellschaft für politische Bildung e. V. hat mit einem Schreiben vom 22. August 2000 auf die Auslage der JUNGEN FREIHEIT in Ihrem Hause hingewiesen. Auch ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie Titel von Magazinen und Zeitschriften ähnlichen Inhaltes entfernen lassen würden. Sicherlich handelt es sich um ein Versehen, das kurzfristig korrigiert werden kann."

Um mit Lafontaine zu sprechen: Mit solchen Sekundärtugenden kann man ein KZ betreiben. Der Hotelier vermerkte folgerichtig am Rand des Briefes: "Das ist ja wie im Dritten Reich! Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer demokratischen Grundhaltung!" Zeitgleich erklärte der Hotelier seinen Austritt aus dem Tourismusverband. Das ist in diesen Tagen Zivilcourage. Dieter Stein


 
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