© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    36/00 01. September 2000

 
Wichtiger Ansatz
Verpackungsmüll: Einwegpfand bietet viele Vorteile
Helmut Röscheisen

Mehrweg-Getränkeverpackungen sind besonders umweltverträgliche Verpackungen. Dies hat soeben eine umfassende Ökobilanz für Getränkeverpackungen vom Berliner Umweltbundesamt bestätigt. Ökologisch vorteilhaft sind danach sowohl Mehrweg-Flaschen aus Glas wie auch aus dem Kunststoff PET. Hingegen erweisen sich Einweg-Glasflaschen und Getränkedosen aus Aluminium oder Weißblech als ökologisch besonders nachteilig. Als zielgerichtete Schlußfolgerung bietet sich die Einführung einer Verpackungsabgabe auf alle Einwegbehältnisse an, die Einwegverpackungen teurer macht als Mehrwegprodukte. Da dies aber politisch angesichts der häufig polemisch geführten Diskussion um die Ökosteuer nicht durchsetzbar ist, bleibt als zweite Möglichkeit die Einführung eines Einwegpfandes. Dies hat folgende Vorteile: Zum ersten beseitigt das Einwegpfand die subjektiven Mehrkosten von bepfandeten Getränken beim Getränkekauf.

Zum zweiten wird eine Bepfandung von Getränken in Einwegdosen und -flaschen systembedingt die zunehmende Vermüllung unserer Landschaft mit Getränkeverpackungen weitestgehend verhindern. Niemand schmeißt Geld aus dem Autofensterfenster. Zum dritten ist durch die sortenreine Erfassung des Leergutes ein echtes Stoffstrommanagement, wie es das Kreislaufwirtschaftsgesetz vorschreibt, möglich.

Die in den skandinavischen Ländern gesammelten Erfahrungen zeigen eindrucksvoll, daß das in der Verpackungsverordnung vorgeschriebene Einwegpfand die gewünschte stabilisierende Wirkung auf die existierenden Mehrwegsysteme hat, zudem es die Vermüllungsprobleme beseitigt und eine echte Wiederverwertung der Verpackung ermöglicht.

Nach unseren Informationen ist Norwegen bereits dem schwedischen Beispiel gefolgt. Dänemark und die Niederlande werden nachziehen. Der Deutsche Naturschutzring unterstützt zudem die Auffassung des Bundesumweltministers, eine Pfandpflicht auf alle Getränke in Dosen, auch auf kohlensäurehaltige Erfrischungsgetränke, auszudehnen. Dies sollte allerdings auch für Getränke in Einwegflaschen aus PET gelten.

Der im Bundesrat von einigen Ländern diskutierten Lösung, durch Rechentricks die Mehrwegquote schönzureden, erteilt der Deutsche Naturschutzring eine klare Absage. Dies wäre ein Frontalangriff auf das Mehrwegsystem und ein Freibrief für die Ausdehnung des Getränkeangebotes in Einwegverpackungen.

Vor allem die kleinen und mittelständischen Brauereien, Mineralbrunnen und Abfüller von Erfrischungsgetränken sind auf den Fortbestand des existierenden Mehrwegsystems angewiesen. Die Einführung eines Pfandes auf Dosen und Einwegflaschen würde langfristig zusätzliche Arbeitsplätze für den Ausbau der Rücknahmelogistik schaffen.

Helmut Röscheisen ist Generalsekretär des Deutschen Naturschutzrings (DNR) in Bonn. Kontakt und Information: DNR, Am Michaelshof-8–10, 53177 Bonn. Tel: 0228 / 35 90 05


 
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