© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    35/00 25. August 2000

 
Friedrich Nietzsche Lebenschronik

1844 Am 15. Oktober wird Friedrich Nietzsche als Pfarrerssohn in Röcken bei Lützen/Sachsen geboren

1849 Tod des Vaters am 30. Juli

1850 Übersiedlung der Familie nach Naumburg

1858–1864 Schüler des Gymnasiums Schulpforta bei Naumburg, Freundschaft mit Paul Deussen, dem nachmaligen Religionsphilosophen, Exponenten der deutschen "Schopenhauerianer"; die exzeptionelle philologische Ausbildung nährt erste Zweifel am christlichen Väterglauben

1864 Beginn des Studiums der Theologie und Klassischen Philologie in Bonn; Förderung durch den Altphilologen Friedrich Wilhelm Ritschl; Beschäftigung mit Quellenkritik vertieft antichristliche Skepsis

1865 Wechsel an die Universität Leipzig; Lektüre Schopenhauers

1866 Beginn der Freundschaft mit Erwin Rhode

1868 Persönliche Bekanntschaft mit Richard Wagner

1869 Dank Ritschls Fürsprache Berufung, noch vor der Promotion (!), auf ein Extraordinariat für Klassische Philologie an der Universität Basel, dort 1870 Ordinarius.

1869–1871 Entstehung der "Geburt der Tragödie, Oder: Griechentum und Pessimismus". Am Leitfaden der Begriffe "apollinisch-dionysisch" entfaltet Nietzsche seine Theorie von der kulturzerstörenden Wirkung der (sokratischen) Auklärung

1870 Kurze Teilnahme als Sanitäter am deutsch-französischen Krieg. Beginn der Freundschaft mit dem Kirchenhistoriker und "Anti-Theologen" Franz Overbeck

1872 Grundsteinlegung des Bayreuther Festspielhauses, Hoffnung auf die kulturpolitisch innovative Kraft der Musikdramen Richard Wagners

1873f. Sukzessive Veröffentlichung der vier kulturkritischen "Unzeitgemäßen Betrachtungen", darunter 1874 die zweite, bedeutendste: "Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben"

1876 Erste Bayreuther Festspiele, beginnende Entfremdung zwischen Nietzsche und Wagner, Schwinden der Hoffnung Nietzsches, in Bayreuth könnten die Fundamente für eine gegen die Moderne gerichtete "tragische Kultur" gelegt werden. Beginn der Freundschaft mit dem Musiker Peter Gast (Heinrich Köselitz), dem Psychologen Paul Rée und Malwida von Meysenburg

1876/78 Aphorismensammlung "Menschliches, Allzumenschliches" (Erster Teil)

1879 Schwere Erkrankung, Aufgabe des Lehramtes in Basel

1880 "Menschliches, Allzumenschliches" (Zweiter Teil), lange Aufenthalte in Venedig und Genua

1880/81 "Morgenröte"

1881 Erster Sommer in Sils Maria im Inntal

1881/82 "Die fröhliche Wissenschaft"

1882 Beginn eines Manuskriptkonvoluts, das eine "Umwertung aller Werte" versuchte

1882 Freundschaft mit Lou Salomé

1882/83 Aufenthalt in Rapallo, hier entsteht der erste Teil von "Also sprach Zarathustra", im Frühjahr 1883 in Sils-Maria dann der zweite

1883/84 Nizza; dritter Teil des "Zarathustra", der wie der vierte, 1884/85 in Mentone und Nizza konzipierte Teil fast unter Ausschluß der Öffentlichkeit gedruckt wird

1884/85 "Jenseits von Gut und Böse" (gedruckt 1886)

1887 "Genealogie der Moral"

1888 Aufenthalt in Turin, an der Universität Kopenhagen erste Vorlesung über Nietzsches Philosophie durch den Literaturhistoriker Georg Brandes

1888 Im "Dreikaiser-Jahr" des Deutschen Reiches Eskalation des antideutschen Furors im Werk Nietzsches, parallel dazu die "Abrechnung" mit dem Bayreuther Meister ("Der Fall Wagner", "Nietzsche contra Wagner") und vor allem die große Polemik "Der Antichrist. Versuch einer Kritik des Christentums"

1889 Im Januar geistiger Zusammenbruch in Turin

1890 Psychiatrische Behandlung in Jena, dann dort in der Obhut der Mutter

1897 Tod der Mutter, Nietzsches Schwester Elisabeth Förster-Nietzsche übernimmt die Pflege, Übersiedlung nach Weimar

1900 Friedrich Nietzsche stirbt am 25. August in Weimar


 
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