© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    35/00 25. August 2000

 
Meldungen

Rot-Grün will neuen Versorgungsposten

BERLIN. Der Bund der Steuerzahler (BdS) weist den Vorstoß von Wirtschaftsminister Werner Müller, einen zweiten Parlamentarischen Staatssekretär zu berufen, entschieden zurück. Eine "weitere Aufblähung der Bundesregierung" lasse sich mit einem "sparsamen und schlanken Staat nicht vereinbaren". Anstatt "aus taktischen Gründen ein teures Spitzenamt zu vergeben", sollte sich Rot-Grün darum bemühen, die Zahl der Parlamentarischen Staatssekretäre zu verringern. Entgegen Wahlversprechen von 1998 beschäftigt die Bundesregierung immer noch genauso viele Parlamentarische Staatssekretäre wie die Regierung Kohl. Jedes der 25 Ämter verursacht laut BdS jährlich eine Million Mark an Personal- und Arbeitsplatzkosten. Darin enthalten sind neben den Amtsbezügen von 245.000 Mark im Jahr die Kosten für ein eingerichtetes Büro, einen persönlichen Referenten, einen Sachbearbeiter, zwei Sekretärinnen und einen Dienstwagen mit Fahrer.

 

Ford-Chef will "Neonazis" entlassen

KÖLN. Der Vorstandschef der Ford Werke AG, Rolf Zimmermann, will keine "Rechtsradikalen in deutschen Unternehmen" dulden. Der Bild-Zeitung sagte Zimmermann vergangenen Freitag, er bedauere die "fremdenfeindlichen Vorfälle" der vergangenen Wochen sehr. "Ausländerhasser oder Neonazis haben bei Ford keine Chance, die fliegen raus", drohte der Ford-Chef. Bei Ford würden derartige Probleme bereits im Vorfeld gelöst. "Wir arbeiten eng mit den Betriebsräten und Gewerkschaften zusammen." Toleranz sei ein Teil der Betriebsphilosophie. Bei Ford arbeiten weltweit 42.000 Menschen aus 50 Nationen.

 

Riesenfest für Atom-Reaktor von Temelin

TEMELIN. Die Betreiber des tschechischen Atomkraftwerkes Temelin wollen am 23. September auf Schloß Hluboka in Tschechien eine "Temelin-Party" feiern lassen. Inoffiziell heißt es, soll dann auf das Kernkraftwerk angestoßen werden. Mehrere hundert geladene Gäste sollen mit Schampus und erlesenen Speisen das bis dahin aktivierte Kraftwerk feiern. Bis dahin sind aber noch zahlreiche Genehmigungen der tschechischen Atomsicherheitsbehörde SUJB ausständig: "Die AKW- Betreiber gehen offenbar davon aus, daß sie ständig alles kriegen, was sie wollen", ärgert sich Radko Pavlovec, Temelinexperte von Oberösterreich. "Ein solch aufwendiges Fest ist einfach nicht angebracht. Diese Leute stehen scheinbar über den Dingen." Für den Anti-Atomlobbyisten ist die Temelinparty ein Affront gegenüber all jenen, die durch das Kraftwerk gefährdet sind: "Und das ist ganz Mitteleuropa."

 

Kritik an privater Trinkwasserversorgung

MÜNCHEN. Der Bund Naturschutz (BN) in Bayern hat Überlegungen zur Privatisierung der Trinkwasserversorgung scharf kritisiert. Die Versorgung der Bürger mit Wasser müsse auch künftig in der alleinigen Verantwortung der Städte und Gemeinden liegen, forderten die beiden BN-Sprecher, Sebastian Schönauer und Hubert Weiger. Wasser sei ein Grundnahrungsmittel und kein beliebiges Wirtschaftsgut, das man dem freien Wettbewerb aussetzen könne, so Schönauer. Die derzeit hohe Wasserqualität werde dadurch dem Gewinnstreben geopfert.

 

Zahl der Woche

8,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts kosten Deutschlands Staatsdiener im Jahr. In Österreich sind es 11,1 Prozent, in Dänemark und Schweden über 15 Prozent. Nur Großbritannien und Irland geben weniger als acht Prozent aus.

(Quelle: Budget-Prognose der EU-Kommission vom Juli 2000)


 
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