© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    33/00 11. August 2000

 
Frisch gepreßt

Thomas Mann. "Opfer ist Unsinn", behauptete 1834 Jeremy Bentham, der Säulenheilige des Besitzindividualismus. "Verschwendung", jedoch nicht in der Form "blutiger Verschwendung" (Werner Beumelburg), als Opfer für das Vaterland, ist für Georges Bataille deshalb das antibürgerliche Programmwort schlechthin, während Moeller van den Bruck das "Ethos der Opfergesinnung" den "jungen Völkern" zusprach, die sich gegen die bürgerliche Welt erhöben. Diese Kontexte hätte Oliver Geldszus’ Berliner Dissertation über die positive Besetzung der Askese bei dem Lübecker Bürgersohn Thomas Mann vielleicht stärker beachten sollen. ("Verzicht und Verlangen. Askese und Leistungsethik in Werk und Leben Thomas Manns", Verlag Dr. Köster, Berlin 1999, 316 Seiten, 64,80 Mark).

Ernst Jünger. Der imaginäre Orient taugte für Ernst Jünger, dem begeisterten Leser der Märchen aus Tausendundeiner Nacht, allemal als Gegenraum zur Ödnis technisch-nihilistischer Moderne. Die mit diesem Kontrast vorgegebenen Fragen von "Rassismus", Kolonialismus, Eurozentrismus, das nicht erst seit der Wiederentdeckung Bachofens den weltanschaulichen Diskurs der 20er Jahre mitbestimmende Thema "Orient und Okzident": Der Germanist Thomas Pekar, lange DAAD-Lektor in Tokio, der seiner Habil.-Schrift über die europäische Japan-Rezeption arbeitet, erschließt uns anhand solcher Problemkomplexe wichtige Zugänge zum Werk des Jahrhundertautors. ("Ernst Jünger und der Orient. Mythos-Lektüre-Reise", ERGON Verlag, Würzburg 1999, 263 Seiten, 89 Mark).

Sammeleifer. Bezahlt hat "der Dicke" stets alles und Günther Haase recherchiert als detektivisch begabter Buchprüfer jede seiner Transaktionen("Die Kunstsammlung des Reichsmarschalls Hermann Göring. Eine Dokumentation", edition q, Berlin 2000, 311 Seiten, Abb., 48 Mark).


 
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