© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    33/00 11. August 2000

 
Zeitschriftenkritik: DeutschlandBrief
Blick hinter die Kulissen
Werner Norden

Der monatlich erscheinende DeutschlandBrief überrascht seine Leser und Abonennten mit Informationen und Analysen, die sie sonst wohl nirgendwo bekommen. Bruno Bandulet, Verleger, Herausgeber und Redakteur in einer Person, der sich besonders im Kampf gegen die Einführung der Kunstwährung Euro verdient gemacht hat, legt nicht nur großen Wert darauf, daß sein Hintergrunddienst unabhängig ist von Parteien, Banken und Regierungen, sondern setzt auch voraus, daß seine Leser eine eigene Meinung haben und gewisse Fakten kennen. Der DeutschlandBrief ist zuständig für das, was danach kommt: Hintergründe, Vertrauliches, Zusammenhänge. Den Blick auf die Bühne überläßt man dabei gerne anderen, denn man will lieber hinter die Kulissen schauen.

Und das ist in der Tat auch weitaus ertragreicher und spannender, als zum x-ten Mal den gleichen Aufguß in diversen Publikationen vorgesetzt zu bekommen. So las man zum Beispiel nur hier, wie die USA einen neuen Ring um das erstarkte Rußland legten und sich gleichzeitig auf einen neuen Konflikt der Großmächte vorbereiteten. Mit spitzer Feder greift Bandulet auch die heuchlerische Selbstzufriedenheit der EU in Sachen Österreich an, kenntnisreich enthüllt er, daß das Euro-Drama nur ein Teil einer größeren Tragödie ist, mit der ein verhängnisvoller Weg beschritten wurde, der in letzter Konsequenz nur in der Zerstörung des Geldwertes und in einem despotischen Europa-Zentralismus enden kann.

Im parteipolitischen Spektrum sieht der DeutschlandBrief, nachdem einstweilen alle Bemühungen, rechts von der Union eine seriöse Alternative zu etablieren, gescheitert sind, vorläufig allein die bayrische CSU als einzige ernsthafte Alternative zur Linksentwicklung in Deutschland. Die Linke fürchte nichts mehr als eine Kanzlerkandidatur des Populisten Stoiber, daher versuche sie ihn bereits jetzt aus der Reserve zu locken, um ihn dann durch die ihr hörigen Medien besser kaputtmachen zu lassen. Stoiber tappe jedoch nicht in diese Falle hinein und halte sich klugerweise bedeckt. Leider nicht realisierbar sei die Idee einer bundesweiten CSU, mit der Strauß einst gespielt hatte. Tatsächlich überlagere "das bayrische Element die konservativen Einstellungen", die CSU würde also in Bayern Stimmen verlieren, wenn sie diese bayrische Identität verliere.

In einem sehr informativen Hintergrundbericht über die politische und ökonomische Entwicklung in Polen lesen wir, daß die geplante Reduzierung der Bundeswehr hier auf völliges Unverständnis stößt. Es herrscht tiefes Mißtrauen gegenüber Rußland und Weißrußland, daher hat Polen bei nur der Hälfte der Einwohner Deutschlands eine Armee von 400.000 Mann. Auch die deutsche Ausländerpolitik wird hier mit großer Verwunderung gesehen. Man will ein christliches Land bleiben, und weder Volk noch Regierung würden eine Masseneinwanderung von Muslimen akzeptieren. Zudem gibt es Sozialhilfe nur in extremen Ausnahmefällen, die beste Maßnahme, um Wirtschaftsflüchtlinge wirksam abzuschrecken. Werner norden

Bandulet-Verlag GmbH, Kurhausstr. 12, 97688 Bad Kissingen. Das Jahresabonnement kostet 80 Mark.


 
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