© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    31-32/00 28. Juli / 04. August 2000

 
Zitate

"Denn es ist mit der Erziehung ein wenig wie mit der sexuellen Belästigung. Was für den einen zum akzeptablen sozialen Alltag gehört, ist für den anderen bereits eine grobe Zumutung. Eine Frau freut sich, wenn der Kollege merkt, daß sie schöne Beine hat. Eine andere rennt zur Frauenbeauftragten.

Manche Eltern glauben, daß man Dreijährige durch Diskutieren davon abhalten kann, mit dem Zucker Schnee zu spielen. Andere halten mit der linken Hand das Kind fest, schnappen mit der rechten nach der Zuckerdose und verbieten lautstark das Gerühre. Beide Verhaltensweisen gehören in das wildwüchsige Feld der Individualität, das gegen die Forstwirtschaft des Gesetzgebers, gegen Regulierung und Objektivierung eine Art natürlichen Widerstand aufbietet."

Ursula März im der "Frankfurter Rundschau" vom 20. Juli

 

 

"Es ist bemerkenswert, daß ich bisher in Westberliner Schulen noch keinen rechtsradikalen Tendenzen begegnet bin. Das schließt natürlich nicht aus, daß es unter den anwesenden Schülern derartige Meinungen gab und daß sie nur nicht in der Lage waren, gegen meine Fakten aufzutreten ... Die Kinder, denen ich heute in Westberliner Schulen begegne, sind ohne Scheu, sprechen meist frei und offen über jene schrecklichen Jahre, in denen vielfach ihre eigenen Großeltern aktiv waren ... Nur relativ wenige Schulen in Ost-Berlin sind an meinen Besuchen interessiert. Oft weiß ich schon beim Eintritt in eine Klasse in einer Schule im Ostteil der Stadt, was mir bevorsteht. Da sitzen vor mir Schüler, die aus ihrer Interessenlosigkeit keinen Hehl machen. Das ändert sich auch während meines Vortrags nicht. Ich bekomme keinerlei Reaktionen. Die Gesichter bleiben so stumpf und so gelangweilt wie zuvor ... Es fällt mir schwer, eine Erklärung für die Erfahrung in einigen Ostberliner Schulen zu geben, die in keiner Weise der Westberliner Schulen gleicht."

Inge Deutschkron über ihre Erfahrungen bei Vortragsveranstaltungen an Berliner Schulen über die Schoah in der "Allgemeinen Jüdischen Wochenzeitung" vom 19. Juli

 

 

"Jahrzehntelang hat sich Helmut Kohl wie ein Patriarch gebärdet, sein Name wurde zum Synonym dafür, daß Wohlverhalten käuflich war - jetzt triumphieren der schwarze Riese und sein System ein letztes Mal: Dr. Helmut Kohl kauft sich frei. "

Wolfgang Krach, Georg Mascolo im "Spiegel" 30/2000 vom 24. Juli

 

 

"Jetzt haben sie den Salat. Und mit ihnen nicht nur die Steuerzahler, die für das Milliarden-Loch blechen dürfen. Vielmehr zahlen auch die Kunden und Aktionäre der Industrie die Zeche. Denn ohne die hunderte Millionen Sponsorengelder der von Vater Staat beeinflußten Konzerne Bahn, Post, Telekom, Lufthansa, Preussag oder VW wäre die Expo noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Das Expo-Fiasko ist so auch zur Pleite der Deutschland AG geworden."

Thomas H. Wendel in der "Berliner Zeitung" vom 22./23. Juli


 
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