© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    31-32/00 28. Juli / 04. August 2000

 
WIRTSCHAFT
Der Rest ist die Bank Austria
Jörg Fischer

Wenn das Wort "Anschluß" je Berechtigung hatte, dann am 24. Juli, als die Fusion der Bank Austria (BAS) mit der bayerischen Hypovereinsbank bekannt wurde. Damit ist die Bank Österreichs "fest in deutscher Hand". Die Wirkungen auf den Finanzplatz Wien sind unabzusehbar: Als erstes wird ein "Todesstoß" für die Wiener Börse befürchtet, weil künftig keine "Bank Austria"-Aktien mehr gehandelt werden.

Zwar sprach BAS-Direktor Gerhard Randa von einer "großartigen Lösung" - und sein neuer "Chef" Albrecht Schmidt rühmte das erworbene Objekt als "strategische Drehscheibe im Ostgeschäft". Aber: Die BAS mußte sich den Bayern "ausliefern", um eine "feindliche Übernahme" durch weniger erwünschte Partner zu verhindern. Pikant ist, daß die BAS bisher als Domäne der SPÖ-Gemeinde Wien galt. Jetzt wurde die "rote" Bank an "schwarze Bayern" verkauft, was bisher als undenkbar galt, da die oppositionelle SPÖ der ÖVP-FPÖ-Koalition vorwarf, durch Privatisierungen einen "Ausverkauf Österreichs" zu beginnen. Der Name "Bank Austria" wird nur noch in Österreich sowie in Osteuropa weiterexistieren. Alle anderen Aktivitäten werden von den Bayern übernommen.

Noch vor wenigen Jahren hätte der Verkauf der BAS ans Ausland innerhalb der Sozialdemokratie und der Gewerkschaften in Wien einen Sturm ausgelöst. Jetzt gab es nur mehr oder weniger zustimmendes Stammeln. Die Politik konnte den "Mega-Deal" nur noch zur Kenntnis nehmen.

So nimmt die Globalisierung ihren Lauf: In Abwandlung des französischen Ministerpräsidenten Clemenceau, der 1919 zur zerfallenden k.u.k.-Monarchie sagte: "Der Rest ist Österreich", gilt heute: "Der Rest ist die Bank Austria."


 
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