© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    30/00 21. Juli 2000

 
Aids
von Christopher Petri

Ein in der Menschheitsgeschichte selten erfahrenes Ausmaß an Ignoranz und Impertinenz bewies der südafrikanische Premierminister Mbeki anläßlich seiner Eröffnungsrede zur 13. Welt-Aids-Konferenz in Durban. Der Mandela-Nachfolger bezweifelte schlicht, ob "ein Virus all das auslösen" könne. Tod und Elend seien vielmehr auf die Armut in der Welt und insbesondere in Afrika zurückzuführen. Für die Armut aber sind wohl die Industriestaaten verantwortlich. Mbekis medizinische Erkenntnis lautet: "Ein reicher, gesunder Mensch lebt doppelt so lange wie ein armer, kranker Mensch".

24,5 Millionen der weltweit 34,3 Millionen HIV-Infizierten leben in Afrika südlich der Sahara. In einigen Ländern sind es 30 Prozent der Bevölkerung, in Südafrika jeder Zehnte. Jedes Kind wird dort mit 50prozentiger Wahrscheinlichkeit bereits bei der Geburt infiziert. Die anderen stecken sich im Alter zwischen 15 und 25 Jahren an und sterben mit 25 bis 40 Jahren. Mbeki aber tut so, als wäre nur das geringe Pro-Kopf-Einkommen schuld, obwohl Südafrika eines der höchsten des Kontinents aufweist. Aufklärung über Aids und seine Verhütung oder gar die Ermahnung zur sexuellen Zügelung und ehelichen Treue scheinen für Mbeki Relikte des weißen Imperialismus zu sein.

Am verlogensten aber ist seine Klage über die teuren Medikamente, deren Anwendung er andererseits verbietet. Das Angebot westlicher Pharmafirmen, sie kostenlos zu liefern, nimmt er gar nicht erst wahr. Schneller kann man das eigene Volk kaum in den Untergang führen.


 
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