© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    29/00 14. Juli 2000

 
Meldungen

SPD-Politikerin kritisiert SPD-Staatsminister

BERLIN. Die zurückgetretene Vorsitzende des Kulturausschusses im Bundestag, Elke Leonhard, hat Kulturstaatsminister Michael Naumann (SPD) Verfassungsbruch vorgeworfen. In einem Schreiben sei ihr nahegelegt worden, sämtliche ihrer Äußerungen mit Naumann abzustimmen, sagte die SPD-Politikerin. Dieser "Maulkorberlaß" verstoße gegen die Verfassung und werde Konsequenzen haben. Sie sei aufgefordert worden, sich in allen Fragen, die die Bereiche Kultur und Medien beträfen, mit der dafür zuständigen SPD-Arbeitsgruppe und Naumann abzusprechen. Sie werde diese "Entmachtung des Parlaments" nicht hinnehmen, sagte Leonhard. Die neue Vorsitzende des Kulturausschusses, Monika Grieffahn (SPD), soll das Papier inzwischen anstandslos unterschrieben haben.

 

Homosexuelle Akte "gegen das Naturgesetz"

ROM. Papst Johannes Paul II. hat eine Parade von rund 200.000 Schwulen und Lesben aus aller Welt in Rom als "Beleidigung des Heiligen Jahres" der katholischen Kirche verurteilt. In ungewöhnlich harter Form nannte der Papst vergangenen Sonntag beim Angelusgebet auf dem Petersplatz das am Vortag beendete Welt-Homosexuellentreffen eine "Verletzung der christlichen Werte". Bei glühender Hitze von fast 40 Grad waren Samstag auch zahlreiche grell geschminkte Transvestiten bei der "World Gay Pride"-Parade in der Nähe des Kolosseums dabei. Der Papst verwies auf die offizielle Haltung der Kirche, wonach "homosexuelle Akte gegen das Naturgesetz" verstießen. Um die Gay-Parade gab es bereits zuvor eine monatelanges Tauziehen zwischen Kirchenstaat, der Regierung und den Veranstaltern. Die Veranstaltung selbst verlief ohne Zwischenfälle. Der Demonstrationszug wurde von einem Priester und mehreren italienischen Linkspolitikern angeführt. Ein Demonstrant führte eine Plakat mit den Worten "Gott ist schwul" mit sich. Zuvor war befürchtet worden, daß etwa auf die angeblich hohe Zahl homosexueller Priester angespielt werden könnte.

 

Hans-Klein-Medienpreis in Leipzig vergeben

LEIPZIG. Für die Dokumentationsserie "Freiheit wagen! Ein Tagebuch der Wende" ist ein Redaktionsteam der Deutsche Welle TV mit dem Hans-Klein-Medienpreis ausgezeichnet worden. Die mit 50.000 Mark dotierte Auszeichnung, die von der Fernseh-Akademie Mitteldeutschland in diesem Jahr zum dritten Mal vergeben wurde, ging am Freitag in Leipzig an die Autoren Monika Martin und Boris Claudi. Ihre Serie wurde nach Angaben des Jury-Vorsitzenden Wolfgang Fischer aus über 60 TV-Beiträgen öffentlich-rechtlicher und privater Fernsehsender ausgewählt. Damit sei ein "ungewöhnliches Fernsehprojekt" gewürdigt worden, das zum zehnten Jahrestag des Mauerfalls persönliche Schicksale im vereinten Deutschland mit den Ereignissen des Wendejahres 1989 verknüpft. Daraus entstand nach Ansicht der Jury ein "eindrucksvolles zeitgeschichtliches Dokument". Es erzählt, wie einzelne Frauen und Männer im Jahr 1989 mit ihrem Mut zum Ende der DDR beitrugen, wie sie Umstellungen in ihrem neuen Leben meisterten und wie sie heute auf den Sommer 1989 sowie den Herbst der friedlichen Revolution zurückblicken. Der Hans-Klein-Medienpreis ist die bundesweit einzige Auszeichnung für politische Berichterstattung im Fernsehen.

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