© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    29/00 14. Juli 2000

 
Überraschende Vermählung
Eckhard Fuhr, ehemaliger Innenpolitik-Chef der "FAZ", wird Feuilleton-Leiter der "Welt"
Thorsten Thaler

Nach Informationen aus Journalistenkreisen heißt es, Fuhr werde vor allem von der Tageszeitung Die Welt heftig umworben. Daß diesbezügliche Gespräche stattgefunden haben, gilt in der Medienlandschaft als offenes Geheimnis, auch wenn die Beteiligten selbst Stillschweigen bewahren." So stand es Anfang Mai in dieser Zeitung zu lesen (JF 19/00).

Jetzt erwies sich die Lauterkeit dieser Information, als der Springer-Konzern offiziell vermeldete, daß Eckhard Fuhr neuer Feuilleton-Chef der Welt wird. Wie eine Sprecherin des Verlages vergangenen Montag auf Nachfrage der jungen freiheit mitteilte, wird der studierte Historiker und Soziologe seine neue Aufgabe voraussichtlich im September übernehmen.

Fuhr kam 1986 zur Frankfurter Allgemeinen, war zuletzt von 1997 bis Mai dieses Jahres Ressortleiter Innenpolitik, bis er aufgrund von Meinungsverschiedenheiten wegen der Berichterstattung über die CDU-Spendenaffäre seinen Posten räumen mußte und als politischer Korrespondent in die Berliner Redaktion abgeschoben wurde. Zu Recht mußte der 46jährige diese Verbannung als Degradierung empfinden, und so war es nur eine Frage der Zeit, wann Fuhr die FAZ verlassen würde.

Daß er allerdings ausgerechnet ins Kulturfach wechselt, ist – gelinde gesagt – eine faustdicke Überraschung. Mag man sich den passionierten Jäger vielleicht noch in einem Ressort Natur und Umwelt vorstellen, so bleibt rätselhaft, was Eckhard Fuhr fürs Feuilleton qualifiziert. Daß sich der kluge politische Leitartikler in der Welt der Oper und des Theaters, der Musik und Literatur in seinem bisherigen Schaffen besonders hervorgetan hätte, ist nicht ersichtlich. Insofern darf der Vermählung Fuhrs mit der launischen Diva Kultur ebenso skeptisch wie neugierig entgegengesehen werden.


 
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