© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    29/00 14. Juli 2000

 
Engagierter Nachwuchs
Jugendorganisationen: Junge Konservative melden sich zu Wort
Gero Brandes

Politische Jugendorganisationen haben kein leichtes Leben. Ihre Aufgabe ist es schließlich, für die Politik ihrer Coleur eine Generation zu gewinnen, die im allgemeinen als politik- und parteiverdrossen gilt und es allemal vorzieht, angloamerikanischen Popstars zu huldigen und mit Drogen aufgeputscht im Rhytmus monotoner Technoklänge durch Berlin zu marschieren, anstatt die Welt zu verbessern – so jedenfalls ist das landläufige Image der "Generation X".

So kommt es, daß die parteinahen Jugendorganisationen ein Schattendasein fristen. Das gilt für die etablierten Organisationen wie Junge Liberale, Jungsozialisten oder die Junge Union; das gilt erst recht für jene, deren Mutterparteien selbst nur farblose Mauerblümchen der deutschen Parteienlandschaft sind.

In der DSU ist die Jugendarbeit in den letzten Jahren fast gänzlich eingeschlafen; zwar existierte Anfang der neunziger Jahre noch eine Jugendorganisation – nach dem Beispiel des "großen Bruders" Junge Union genannt– , doch ist dieser Betrieb mittlerweile hoffnungslos eingeschlafen. Pressesprecher Wolfgang Mayer sieht als Grund dafür die seiner Meinung nach vorsätzliche Mißachtung der DSU in den Medien: "Immer wieder habe ich die großen Thüringer Zeitungen angeschrieben und informiert. Doch es wurde selten über uns berichtet."

Der DSU-Vorsitzende Roberto Rink kennt allerdings noch einen anderen Grund für das Fehlen einer Jugendorganisation: " In erster Linie ist das eine finanzielle Frage. Wir haben nicht die finanziellen Mittel, um einen Jugendverband aufzubauen." Doch Rink sieht darin kein Problem: "Eine Sonderorganisation wie eine Senioren-Union ist ja bloß eine Organisationsplattform. Eine große Volkspartei wie die CDU braucht so etwas, wir nicht. Ich sehe das nicht negativ, daß wir keine Junge Union mehr haben."

Der BFB dagegen hat eine Jugendorganisation; die Jungen Freiheitlichen.

Mittlerweile haben sie auch ein Programm ausgearbeitet, in dem sie zu den aktuellen politischen Themen mutig Stellung beziehen: So setzen sie sich mutig für eine "differenzierte Bildungspolitik statt Gleichmacherei" ein, lehnen jegliche Form von Okohysterie ab, kritisieren den "hemmungslosen Egoismus und Hedonismus" der 68er und fordern keck "Junge Freiheitliche statt Alte 68er".

Dieser Verband existiert seit 1997 und besteht aus 13 Landesverbänden. Vor allem die Mitgliederzahl der Jungen Freiheitlichen litt sehr unter den Personalquerelen der Mutterpartei.

Daß engagierte Nachwuchspolitiker nicht nur mit Karteileichen, Mitgliederschwund, Desinteresse, engstirnigen Parteifunktionären oder finanziellen Problemen zu kämpfen haben, sondern auch leicht Opfer linker Diffamierungen werden können, zeigt der Fall Steve Schwittek. Dieser ist stellvertretender Landesvorsitzender der Jungen Freiheitlichen in Berlin. Neben seiner Arbeit für die Jungen Freiheitlichen engagiert er sich auch in der lokalen JugendAgenda 21. Doch seitdem er dort mitmischt, wird die JugendAgenda von Jungsozialisten und PDS-Aktivisten mutwillig boykottiert: Mit "Rechtsradikalen" wolle man nicht zusammenarbeiten.

Klar, daß unter solchen demokratiefeindlichen Bedingungen "hundertprozentiger Idealismus"(Schwittek) vonnöten ist. Wie er seine Arbeit innerhalb des BFB sieht, beschreibt der Jungpolitiker folgendermaßen: "Die Altvorderen einer Partei sind dafür zuständig,ihre Erfahrung in die Politik miteinzubringen. Doch eine Partei braucht auch Kreativität und Dynamik; dafür ist die Jugend verantwortlich."

Doch trotz aller Kreativität und Dynamik muß man bemerken, daß die Zersplitterung des rechten Lagers eher kontraproduktiv für die einzelnen Parteien und Organisationen ist. Daher hofft Julia Kappel, Ex-FDP-Mitglied und Bundesvorsitzende der Jungen Freiheitlichen: "Die Bündelung der Kräfte nach der Auflösung des BFB darf nicht dazu führen, daß wir wieder eine konservative Kleinstpartei bekommen. Was Deutschland nämlich braucht, ist eine echte Alternative zu den etablierten Großparteien." Eine Parteifusion mit den Republikanern lehnt Julia Kappel aber aber.

Dagegen werden aus dem Republikanischen Hochschulverband (RHV) Stimmen laut, die sich durchaus eine Fusion vorstellen können. "Eine Fusion halte ich für durchaus denkbar; und ich gehöre auch nicht zu denjenigen, die meinen, der Name ’Republikaner‘ müsse dabei erhalten bleiben", sagt der Student und Vorsitzende des Marburger RHV, Eike Erdel.

Stefan Schneider, Vorsitzender des Republikanischen Jugendverbandes, meint: "Es ist sicher möglich, eine Zusammenarbeit mit konservativen, demokratisch gesinnten Organisationen zu betreiben." Auf einen bestimmten Weg des Zusammengehens läßt er sich aber nicht festlegen. Klar ist für ihn: "Eine Zusammenarbeit geht nur mit demokratisch gesinnten Organisationen. Es wird keine Kooperation mit der NPD oder DVU geben." Auch der Freiheitliche Schwittek rät seiner Partei davon ab, mit dem "Wirtschaftsunternehmen DVU" zusammenzuarbeiten oder gar zu fusionieren.

Doch was allen jungen Konservativen Anlaß zur Sorge bereitet, ist die Tatsache, daß manche Jugendliche im Osten wie blind den Schalmeienklängen der NPD oder den Jungen Nationaldemokraten hinterherlaufen. "Alles was jung ist und rechts denkt, kommt nicht zu uns, sondern leider zu den ganz Rechten, zur NPD", klagt DSU-Funktionär Mayer. "Die Jugendarbeit der JN ist vor allem eine Mischung aus Kameradschafts- und Heimatromantik und NS- Ideologie", weiß Eike Erdel, "wer darauf steht, kann natürlich nur sehr schwer von uns überzeugt werden."

"Mir geht es darum, junge Leute zu gewinnen", meint Nachwuchspolitiker Schwittek, "nicht unbedingt nur für uns, für die Jungen Freiheitlichen, sondern für die Demokratie."


 
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