© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    28/00 07. Juli 2000

 
Zeitschriftenkritik: Der Fels
Mit dem Heiland umkehren
Werner Olles

1970 von Pater Gerhard Hermes gegründet, erscheint die katholische Monatsschrift Der Fels nunmehr im 31. Jahrgang. Als Herausgeber fungiert ein Initiativkreis katholischer Laien und Priester in der Diözese Augsburg, verantwortlicher Redakteur ist Prof. Dr. Hubert Gindert. Die Zeitschrift geht unter anderem der Frage nach, wie es dazu kam, daß aus der Theologie eine Ideologie wurde und daß Reformen heute von der Überzeugung geleitet werden, Kirche und Theologie müßten sich dem modernistischen Zeitgeist und der permissiv-hedonistischen Gesellschaft anpassen. Dadurch sei es zu Entliturgisierungen und Enttheologisierungen und schließlich zur Selbstsäkularisierung der Kirche gekommen. Einer der nächsten Schritte war dann die Umfunktionierung der Meßfeiern zu einer Art sakralen Folklore, während Sonn- und christliche Feiertage höchstens noch aus tarifpolitischen Gründen geduldet werden.

Die in den deutschen Medien leider üblichen sinnlosen, langweiligen und zeitraubenden Dauerpalaver um den Zölibat oder die Priesterweihe für Frauen überläßt Der Fels gerne den für derartige Zeitgeistthemen prädestinierten Blättern und Magazinen. Statt dessen widmet man sich hier ohne künstliche Erregung den wirklich spannenden Fragen. Ist das "Verschwinden des unsichtbaren geistigen Bandes, das dem Bestehenden Recht und Bestand gibt" (Sören Kierkegaard), eine unmittelbare Folge des Monopolverlustes der Familie und der damit einhergehenden Pluralisierung privater Lebensformen? Kann die christliche Familie als "Urzelle des gesellschaftlichen Lebens" (Katechismus 2207) den heutigen Zeitgenossen überhaupt noch eine Mentalität verständlich machen, die offensichtlich mit der Kulturrevolution von 1967/68 untergegangen ist? Welche Bedeutung können Wertvorstellungen und Traditionen haben, deren Fassaden zwar noch bestehen, an die aber niemand mehr glaubt?

Wer sind die in unserer Zeit auf den Plan getretenen Gegner, die nicht nur die christliche Heilsbotschaft, sondern die gesamte Existenz des Christentums in Frage stellen? Ist der geradezu ozeanische Atheismus ein gefährlicherer Feind als ein fortschreitender Säkularismus, oder ist nicht der progressistische Reformismus, der sein Gift mitten in der Kirche ausstreut, schlimmer als diese beiden Teufel zusammen? Sind die trüben Sumpfblüten des Satanismus und des Neu-Heidentums äußere Zeichen einer inneren Verwahrlosung oder eine Folge unlösbarer psychologischer Verkettungen des Menschen bis zum Ende hin?

Der Fels jedenfalls plädiert für ein radikales Umdenken, für eine Wende, die nur durch eine geistig-religiöse Revolution in den Köpfen entstehen kann. Da aber in den Medien das Zeugnis der Christen so gut wie nicht präsent ist und Gott dort offenbar nach wie vor "Auftrittsverbot" hat, andererseits aber Politik und Gesellschaft allergisch bis hysterisch reagieren, wenn gläubige Christen den Tabu-Charakter sogenannter "öffentlicher Diskussionen" einmal sprengen, bleibt letztlich wohl nur die Hoffnung auf eine Erneuerung der eucharistischen Lebenskultur im Sinne Jesu Christi.

Anschrift: Fels-Verlag, Postfach 11 16, 86912 Kaufering. Das Jahresabonnement kostset 40 DM.


 
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