© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    28/00 07. Juli 2000

 
Freiheit ohne Grenzen
von Klaus Baschang

Die Diskussion um das Schauspiel "Corpus Christi" ist ein besonderes Lehrstück über die Moral von Kunst und Kultur in unserem Land. Das Stück – in dem Jesus und seine Jünger als Homosexuelle dargestellt werden – ist schlecht. So die übereinstimmende Kritik in den USA nach der Uraufführung am Broadway 1998, so auch die Kritik nach der Aufführung in Heilbronn. Die Theaterkritiker lassen nichts Gutes daran, und zwar unabhängig von ihrer religiösen Einstellung. Was veranlaßt den Intendanten von Heilbronn, es dennoch auf die Bühne zu bringen? Kommt nach dem Schmuddelfernsehen das Schmuddeltheater? Geht es beim Theater jetzt auch vor allem darum, daß die Kasse stimmt? Der Appell an niedere Instinkte macht sich offenbar immer bezahlt. Doch kann Kultur Bestand haben, wenn sie so kalkuliert?

Die Freiheit ist ein hohes Gut. Sie kann sich aber selbst zerstören. Darum ist die Freiheit der Autofahrer durch die Straßenverkehrsordnung begrenzt. Darum wird seit mindestens einer halben Generation ernsthaft darüber diskutiert, welche ethischen Regeln die Wissenschaftsfreiheit braucht. Die Freiheit der Kunst ist aber ein Tabu. Darf sie das bleiben? Wenn Kunst die Grundlagen der Kultur zerstört – und Jesus und seine Botschaft gehören zu diesen Grundlagen –, dann verabschiedet sie sich aus dem Kreis derer, die unsere Kultur weiter pflegen wollen, damit wir künftige gesellschaftliche Entwicklungen bestehen können.


 
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