© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    27/00 30. Juni 2000

 
Der Retter der Wale läuft wieder aus
Artenschutz: Kapitän Paul Watson ist mit seinem Schiff "Ocean Warrior" im Juli vor den dänischen Färöer-Inseln
Jörg Fischer

Der Gründer und Präsident der "Sea Shepherd Conservation Society" (SSCS), Paul Watson, startet wieder eine spektakuläre Aktion gegen den Walfang. Trotz eines seit 1986 geltenden Moratoriums der Internationalen Walfang-Kommission (IWC), die vom 12. Juni bis 6. Juli in Adelaide (Australien) tagt, findet nach wie vor jährlich unbehindert auf den dänischen Färöer-Inseln das "traditionelle" Abschlachten der bedrohten Meeressäuger statt.

Mehrere Interventionen bei Königin Margarethe II. von Dänemark, den jährlichen Walmord auf den Färöer Inseln zu stoppen, blieben bis jetzt unbeachtet. Deshalb hat sich Kapitän Paul Watson entschlossen, in den Gewässern um die Inseln im kommenden Juli eine spektakuläre Aktion zur Rettung der jährlich vorbeiziehenden Walschulen durchzuführen. Der kanadische Tierschützer will mit seinem Schiff "Ocean Warrior", das zur Zeit in Amsterdam liegt, und seiner internationalen Mannschaft Anfang Juli auf den im Nordatlantik liegenden Inseln eintreffen und den Walmord "mit allen Mitteln" – wie er betont – durch Geleitschutz für die bedrohten Wale verhindern.

Unter Watsons Kommando wurden seit 1986 neun illegale Walfangschiffe versenkt und etliche weitere gerammt, um den Walfang zu verhindern: Obwohl der Walfang auch durch Resolutionen der UNO von 1992 verboten ist, unternehmen die dänischen Behörden nichts gegen die illegalen Fänge. Kapitän Watson hat viele Unterstützer: Etwa die Internetfirmen "E Street Communications" oder "SurfMap Inc. of Ontario" aus Kanada und die Whorl Ltd. in Großbritannien. Selbst die deutschen Handelsketten Tengelmann, Aldi und Edeka unterstützen übrigens indirekt die Anliegen der SSCS und verkaufen keinen Fisch mehr, der aus den Gewässern der Färöer-Inseln stammt. Paul Watson ist ein inzwischen weltweit bekannter Umweltaktivist und diese jetzt geplante Aktion kein Einzelfall. Der 49jährige Watson wuchs an der Ostküste Kanadas auf und wurde Seemann auf norwegischen Handelsschiffen. Doch schon mit zwanzig protestiert er mit einer kleinen Anti-Atomkraft-Gruppe gegen Atomtests der US-Streitkräfte. Daraus erwächst die Idee für eine Umweltschutzgruppe: Greenpeace wird gegründet und Paul Watson erhält die Mitgliedsnummer 007.

Doch 1977 trennen sich die Wege von Watson und Greenpeace: Als er in Kanada Robbenschlächter nicht nur filmt, sondern dabei auch einen der Tierquäler tätlich angreift, verstößt er gegen den Pazifismus seiner Mitstreiter. Er verläßt Greenpeace und gründet die SSCS, die inzwischen weltweit zehntausende Unterstützer hat. Sein teilweise gewaltsames Vorgehen – bei dem allerdings nie ein Mensch zu Tode kam – zum Schutz von Meerestieren hat Paul Watson auch schon manch Ungemach gebracht: Der "Robin Hood der Wale" wurde schon mehrmals inhaftiert – ganz im Gegensatz zu seinen Widersachern, die für ihr gesetzwidriges Abschlachten meist keine Sanktionen zu befürchten haben. Mehr noch: Taiwans Treibnetzfischer haben sogar ein Kopfgeld auf Kapitän Watson ausgesetzt.

 

Weitere Informationen: www.seashepherd.org . E-Post: seashepherd@seashepherd.org

Sea Shepherd Conservation Society P.O Box 628. Venice, California, 90294 USA Tel: 001 (360) 370 55 00, Fax: 001 (360) 370 55 01


 
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