© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    26/00 23. Juni 2000

 
Blick in die Medien
FAZ floppt
Ronald Gläser

Bill Gates hat einmal für das Jahr 2000 das Ende aller Printmedien prognostiziert. Dank Internet würden Informationen dann schneller und billiger am Bildschirm übermittelt als auf Papier. Doch Printmedien haben nach wie vor Konjunktur. Es drängen sogar neue Anbieter auf den Markt der Tageszeitungen, wie man am Beispiel der Financial Times Deutschland sieht.

Der Internetauftritt ist für Zeitungen ein zweischneidiges Schwert. Natürlich ist die Präsenz im Netz unverzichtbar – auch und gerade wegen der Gewinnung neuer Kunden. Andererseits gehen zahlende Leser verloren, wenn sämtliche Inhalte kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Amerikanische Tageszeitungen lassen sich in der Regel das Lesen ihrer Online-Ausgabe kräftig honorieren. Die meisten deutschen oder beispielsweise britischen Medien bringen einen Großteil ihrer Inhalte kostenlos auf den Bildschirm.

Eine Ausnahme bildet die FAZ. Die "Zeitung für Deutschland" hat sich bisher einer Internetausgabe für jedermann verweigert. Neuerdings veröffentlicht sie zwar ihre englischsprachige Ausgabe. Aber um die deutsche Version lesen zu können, bleibt einem der Gang zum Kiosk nicht erspart. Einzig ihren wertvollen Stellenmarkt publiziert die Zeitung online. Diese Strategie ist natürlich grundfalsch. Denn der Stellenmarkt in der Sonnabendausgabe ist genau das, was viele Gelegenheitsleser zur FAZ greifen läßt. Und diese entnehmen jetzt die Information kostenlos den Webseiten. Die Quittung: Die Auflage des Wochenendexemplars ist um fast 30.000 auf 157.000 gesunken.


 
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