© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    25/00 16. Juni 2000

 
Meldungen

Forschung: Licht im Tunnel der Zukunft

HAMBURG. Grundlagenfor-sch-ung läßt sich denen, die sie finanzieren, den Steuerzahlern, nur schwer vermitteln. Diese Erfahrung ist für die Wissenschaftler, die im Hamburger "Deutschen Elektronen Synchroton" (DESY) arbeiten, nicht neu. Um Atome, Protonen und Quarks, die kleinsten Bauteilchen der Materie, zu erforschen, müssen sie mit mehreren Milliarden Volt dazu "gebracht" werden, aufeinanderzutreffen. Dies geschieht in einer sechs Kilometer langen, 1984 in Betrieb genommen Ringanlage. Mit einem Aufwand von mehreren Milliarden Mark planen die Teilchenphysiker jetzt einen 27 km langen Ring-Beschleuniger, einen Tunnel, der von Hamburg-Bahrenfeld in den Kreis Pinneberg führen soll. Um die Öffentlichkeit über Sinn und Zweck solcher Mammutprojekte aufzuklären, hat DESY sich mit einem Pilot-Projekt an der EXPO 2000 beteiligt, um bis zum 31. Oktober in der Ausstellung "Licht der Zukunft" über den "gesellschaftlichen Nutzen" komplexer Grundlagenforschung zu informieren (Infos: www.desy.de/expo2000 )

 

Sitten und Gebräuche wie im Dreißigjährigen Krieg

MÜNCHEN. Mit der Kritik an Reemtsmas Anti-Wehrmacht-Ausstellung und der jüngsten Laudatio für Ernst Nolte (JF 24/00) hat sich Horst Möller, der Direktor des Münchener Instituts für Zeitgeschichte, eigentlich schon Kollegenschelte genug zugezogen. Trotzdem scheint er nach Mehr zu verlangen. Im jüngsten Band der von ihm mitherausgegebenen Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte (Heft 1/2000) ediert Johannes Hürter Briefe und Tagebücher des Generals Gotthard Heinrici, der im Rußlandfeldzug zunächst ein Armeekorps, ab Januar 1942 die 4. Armee im Mittelabschnitt der Ostfront befehligte. Hürter erschließt diese private Hinterlassenschaft, um endlich mehr über Denken, Handeln und Mentalität eines Personenkreises zu erfahren, der bislang von der Forschung kaum beachtet wurde, vielleicht weil man ihn der verpönten "Geschichte von oben" zuordnet. Hürter kommt in seinen nüchternen Kommentaren der Heinrici-Dokumente den Reemtsma-Kritikern weit entgehen. Besonders die Einschätzungen des Generals zum Partisanenkrieg scheinen Hürter zu bestätigen, daß hier sowjetischer "Terror mit Gegenterror" beantwortet worden sei. Der von Heinrici bemühte Vergleich des östlichen Kriegsschauplatzes mit den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges läßt bei Hürter das wenig zeitgeistkonforme Urteil zu: "Das rücksichtslose Gesetz des Stärkeren und der Gewalt wurde von beiden Seiten angewandt."


 
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