© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    25/00 16. Juni 2000

 
Frisch gepresst

Globalisierung. Gegen einen neoliberalen Kahlschlag, aber für eine stark am US-amerikanischen Modell orientierte "Grundsanierung" von Staat und Gesellschaft tritt der CDU-Wirtschaftspolitiker Norman van Scharpenberg ein ("Die Globalisierungschance. Die Starken werden stärker", Langen Müller/Herbig, München 2000, 247 Seiten, 38 Mark).

Entdecker. Das Drama der britischen Antarktis-Expedition unter Robert Falcon Scott, der 1911 mit vier Begleitern den Tod im ewigen Eis fand, kennen wir alle seit Jugendtagen aus Stefan Zweigs "Sternstunden der Menschheit". Davon in Bann geschlagen, hat sich der eine oder andere die beiden dicken, 1913 bei Brockhaus publizierten Bände "Kapitän Scotts letzte Fahrt", Zweigs Hauptquelle, antiquarisch besorgt. Wer so viel Geld nicht ausgeben will, greift jetzt zu dem stark psychologisierenden, den Faktenhunger trotzdem stillenden Werk der Historikerin Diana Preston ("In den eisigen Tod. Robert F. Scotts letzte Fahrt zum Südpol", DVA, Stuttgart/München 2000, 332 Seiten, 49,80 Mark).

Blutorgien.Über Geschmack läßt sich bekanntlich streiten. Bei Hermann Nitsch, einem der international renommiertesten zeitgenössischen Künstler Österreichs, ist das nicht anders: Seit Jahrzehnten sorgt er mit seinen Blutorgien für hitzige Debatten. "Gekreuzigte", nackte Frauen und Männer, von Tiergedärmen überströmt, sind charakteristisch für seine "Kunst". Mit dem Begriff "pervers" würden wohl die meisten Betrachter seine Werke beschreiben. Auch Tierschützer versuchten vergeblich, das pseudoästhetische Tierschlachten zu verhindern. Der Verlag Christian Brandstätter hat nun mit Danielle Spera Hermanns opulentem Textbildband "Hermann Nitsch. Leben und Arbeit" (München 1999, 264 Seiten, 408 Abb., 136 Mark) den "Künstler" in einer Form gewürdigt, die dieser ganz sicher nicht verdient hat.


 
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