© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    25/00 16. Juni 2000

 
Schutztruppe der Weimarer Republik
Robert Becker erinnert an die Geschichte des "Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold"
Ernst Topitsch

Immer wieder wird "den Deutschen" vorgeworfen, sie hätten moralisch-politisch versagt und so schließlich als Hitlers "willige Vollstrecker" untilgbare Schuld auf sich geladen. In einer "Demokratie ohne Demokraten" habe sich kaum jemand für die Weimarer Republik engagiert. Dazu kommt nicht selten das "antifaschistische" Dogma, die Kommunisten seien die einzig wahren Kämpfer gegen das braune Verhängnis gewesen.

Entgegen dieser verbreiteten Auffassung verdienen die Erinnerungen eines Zeitzeugen Beachtung, der als Mitglied des der SPD nahestehenden "Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold" die Endphase des Kampfes um die Weimarer Republik noch miterlebt hat.

Heute wird voll moralisierender Entrüstung die angebliche Verdrängung der NS-Greueltaten gebrandmarkt, während die wirkliche Verdrängung der Geschichte jenes Bundes kämpferischer Demokraten und Patrioten ganz auf der Linie der political correctness liegt. Diese Männer und Frauen passen eben nicht in das Geschichtsbild der Zeitgeisthüter, da das "Reichsbanner" die Demokratie gegen den Totalitarismus von rechts und links verteidigte.

Die Geschichte dieses Kampfbundes kann hier nicht referiert werden. Doch ist festzuhalten, daß er auch energisch gegen Antisemitismus Front machte und Deutsche mosaischer Konfession oder jüdischer Abstammung in ihm tätig waren. So wurde er auch als "Judenschutztruppe" oder "Brigade Cohn" verhöhnt. Doch verschweigt der Autor nicht, daß sich unter den Kommunisten, die nicht weniger als die Hitler-bewegung die Zerstörung der Republik anstrebten, ebenfalls eine Anzahl jüdischer Persönlichkeiten befand.

Im Kampf um die Republik hat die Organisation zahlreiche Opfer gebracht. Ihr hatten auch Theo Haubach und Julius Leber angehört, die 1944 hingerichtet wurden. Trotz des Mutes und der Opferbereitschaft vieler seiner Mitglieder ist das "Reichsbanner" schließlich erfolglos geblieben, und der Autor bemüht sich zu erklären, daß es sich nur zum kleinen Teil um schuldhaftes Versagen gehandelt hat. Zu den Opfern der dann folgenden Jahre der "Kümmernis und Dunkelheit" zählt auch Kurt Schumacher, der nach 1945 zum legendären, anti-kommunistischen Führer der SPD aufstieg.

Darum wurde Schumacher in der "unterwanderten Republik" (Hubertus Knabe) allmählich eher zur Peinlichkeit, und "die Kostgänger und Hofsänger der kommunistischen, getarnten Agitationen über Jahrzehnte hinweg sitzen inzwischen warm im Kulturwesen, im Lehrwesen und in der Medienlandschaft, auch in manchen Winkeln der Rechtsauffassung".

Der Autor schließt mit einem Unterton von Bitterkeit: "Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold hatte mit größtem Einsatz gegen beide – Teufel und Beelzebub, Nationalsozialismus und Kommunismus – opferreich gekämpft und verloren. Es hat nun zum zweiten Mal verloren durch Ausgrenzung in der Geschichte und bleibt bar jeder Würdigung. Auch der verbliebene Veteranenverband des Reichsbanners erhielt absichtliche keine Unterstützung. Die Wahrheit würde nur stören..." Dem ist nichts hinzuzufügen. Der Rezensent darf bei dieser Gelegenheit den Manen Kurt Schumachers und seiner Mitkämpfer die gebührende Ehre bezeugen.

 

Robert Becker: Der Wahrheit die Ehre! Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. Die vergessene "Judenschutztruppe" der Weimarer Republik. Dr. Böttiger Verlag, Wiesbaden 2000, 196 Seiten, 38,80 Mark


 
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