© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    24/00 09. Juni 2000

 
Meldungen

Anspruch und Realität rot-grüner Bildungspolitik

KIEL.Widersprüche rot-grüner Bildungspolitik offenbaren sich zur Zeit in Schleswig-Holstein in besonders drastischer Weise. Hat die wiedergewählte Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) in ihrer Regierungserklärung versprochen, die Wettbewerbsfähigkeit des Hochschulstandorts zwischen den Meeren zu stärken, werden Forschung und Lehre nach dem Urteil Kieler Professoren gerade durch marode Gebäude, vakante Lehrstühle, lückenhafte Bibliotheksbestände und veraltete Geräte geprägt. Die Landesrektorenkonferenz beklagte jetzt in einer einstimmig verabschiedeten Erklärung die krassen Widersprüche zwischen Regierungserklärung und tatsächlichem Regierungshandeln und protestierte gegen die permanente Mißachtung der Hochschulautonomie. Im 267- Millionen-Etat der Uni Kiel klafft ein 30-Millionen-Loch. Nach einer Streichliste des Rektorats werden die Juristen auf drei Lehrstühle verzichten müssen, kleinere Fächer wie Indologie, Asiatische Geschichte, Sinologie, Sprachwissenschaft und Phonetik sollen ganz aus dem Lehrangebot verschwinden, während Wirtschafts- und Agrarwissenschaftlern und selbst den von der Landesregierung gestützten Politologen und Soziologen empfindliche Kürzungen ins Haus stehen.

 

Kondylis-Freundeskreis ins Leben gerufen

HEIDELBERG. Der früh und plötzlich gestorbene griechische Philosoph Panajotis Kondylis (1943–1998), der ein schönes, klares, unaufdringlich "maskulines" Deutsch schrieb, war einer der bedeutendsten machtrealistischen Denker der letzten Jahrzehnte. Was an seinen Werken (u. a. "Die Aufklärung im Rahmen des neuzeitlichen Rationalismus" 1981; "Konservativismus. Geschichte, Gestalt und Untergang", 1986; "Theorie des Krieges. Clausewitz, Marx, Engels, Lenin", 1988; "Planetarische Politik nach dem Kalten Krieg", 1992) immer aufs neue fesselt, ist ihre große désinvolture und ihre an die Antike gemahnende Heiterkeit und Freiheit. In Heidelberg, wo Kondylis studierte und sich mit Werner Conze und Hans-Joachim Arndt befreundete, konstituierte sich am 25. Mai ein "Freundeskreis Panajotis Kondylis e. V.", der das geistige Erbe des Denkers erhalten und die Öffentlichkeit, auch mit neuen Editionen, auf seine große wissenschaftliche Bedeutung hinweisen will. Interessenten wenden sich an Markus Käfer, Loppengasse 24a, 69226 Nußloch. Eine sorgfältige Bibliographie der Schriften Kondylis‘ wie auch der Sekundärliteratur wurde zusammengestellt von Bernd A. Laska (E-Post: laska@lsr.franken.de ).


 
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