© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    24/00 09. Juni 2000

 
Kulturtagebuch: Deutsche Gewerkschaftszeitung
Alternative zum Einheitsbrei
Werner Olles

Im 46.Jahrgang erscheint die DGZ (Deutsche Gewerkschaftszeitung – Magazin der Christlichen Gewerkschaften) nunmehr. Als Herausgeber fungieren die Christliche Gewerkschaft Metall (CGM) und die mit ihr kooperierenden Einzel-und Schwestergewerkschaften Christliche Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (CGBCE), Christliche Gewerkschaft Deutschlands (CGD), Christliche Gewerkschaft Deutscher Eisenbahner (CGDE), Kraftfahrergewerkschaft (KFG) und Union Ganymed. Da die CGM mit weit über hunderttausend Mitgliedern die größte der im Dachverband Christlicher Gewerkschaftsbund (CGB) organisierten Einzelgewerkschaften ist, bestimmt sie naturgemäß den Großteil der Beitäge der DGZ, die zweimonatlich im Eigenverlag der CGM erscheint.

Natürlich stehen im Vordergrund Gewerkschaftsnachrichten, Tarifpolitik und Rechtsschutzinformationen für Arbeitnehmer, aber auch allgemeinpolitische Themen finden hier ihren Niederschlag. Das kann auch gar nicht anders sein, denn seit ihrer Wiedergründung im Jahre 1955 – nach Kriegsende untersagten die alliierten Militärmachthaber mittels Konzessionsverweigerung die Neugründung und erzwangen dadurch eine sogenannte "Einheitsgewerkschaft", die sich jedoch schon bald als strammer links-sozialistischer Richtungsverband entpuppte, der alle Abweichler brutal hinausmobbte – sieht sich die Christliche Gewerkschaftsbewegung schweren Anfeindungen des Deutschen Gewerkschaftbundes (DGB) und seiner Einzelgewerkschaften ausgesetzt. Mit Gerichtsurteilen versuchen diese ihrer christlichen Konkurrenz zum Beispiel die Tariffähigkeit abzusprechen, was allerdings dank immer noch unabhängiger Arbeitsgerichte bis jetzt regelmäßig scheiterte. Dennoch kann es vor allem die scharfmacherische IG Metall offenbar nicht lassen, der unliebsamen Konkurrenz abzusprechen eine "Gewerkschaft im arbeitsrechtlichen Sinne" zu sein.

Tatsächlich scheinen jedoch die Grundsätze der Christlichen Gewerkschaften: "Sozialpartnerschaft statt Klassenkampf" und "Konsens statt Konfrontation", die sich durchaus mit einer klaren Wahrnehmung von Arbeitnehmerinteressen vertragen, inzwischen bei immer mehr abhängig Beschäftigten Gehör zu finden, und auch die Arbeitgeberverbände haben längst erkannt, daß sie in den "Christlichen" harte, aber faire Verhandlungspartner haben. Zudem fühlen diese sich bestimmten Normen verpflichtet, die gerade in unserer heutigen einerseits permissiven und durchliberalisierten, anderserseits aber knallharten und rücksichtslosen Ellenbogengesellschaft oft genug fehlen: politischen Werte wie Toleranz, Freiheit und Gerechtigkeit; moralischen Werte wie Aufrichtigkeit und Treue; religiösen Werte wie Nächstenliebe und Gottesfurcht; ästhetischen Werte wie zum Beispiel Kunst und Schönheit.

Wer sich also für Gewerkschaftspolitik interessiert, den linken Einheitsbrei der DGB-Medien aber eher langweilig und ermüdend findet, hat mit der DGZ eine echte Alternative.

Anschrift: SDV – Service-Gesellschaft für Druck, Verlag und Vertrieb. Augustenstr. 44, 70178 Stuttgart. Das Jahresabo kostet12 DM (für Mitglieder im Mitgliedsbeitrag enthalten).


 
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