© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    22/00 26. Mai 2000

 
Blick in die Medien
Veronas Welt
Ronald Gläser

Weil sich der Big Brother-Wohncontainer langsam leert, kam RTL2 in Bedrängnis. Denn je kleiner die Gruppe der freiwillig Inhaftierten, desto schwieriger wird es, für die 45 Sendeminuten jeden Abend verwertbare Szenen zusammenzuschneiden. Daher haben die Endemol-Leute beschlossen, eine Quasselstrippe ins Haus zu schicken, die jeden regelrecht an die Wand quatscht. Der erste Feldversuch wurde im April gestartet, als die inzwischen als notorische Schuldenmacherin entlarvte Sabrina von RTL2 angeheuert wurde. Die Blondine hat zwar nur einen beschränkten Wortschatz und einen

Intelligenzquotienten unterhalb der Raumtemperatur, aber sie redet ununterbrochen. Mit Veronas Kurzbesuch bei den fünf verbliebenen WG-Bewohnern haben sie und der Sender das abgekühlte Interesse in letzter Zeit wieder anheben können. Der Feldbusch-Tripp war also für beide Seiten von Vorteil. Warum aber sind wir so von Frau Feldbusch fasziniert? Verona ist die Art von Frau, die jeder von uns in der achten Klasse als Mitschülerin hatte, die schon BH trug und einen fünf Jahre älteren Freund mit einem Auto hatte. Jeder von uns war scharf auf sie. Nur: Die Mitschülerin von damals ist heute mit einem arbeitslosen Langeweiler verheiratet und alles andere als attraktiv, Verona aber ist heute noch so, wie wir die Klassenkameradin in Erinnerung haben. Und sie ist ein Muttertyp. Schließlich verkündete sie bei Big Brother, daß sie unbedingt etwas zum Fortbestand unserer Nation beitragen möchte. Sie will mindestens fünf Kinder und zwar bald.


 
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