© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    22/00 26. Mai 2000

 
Meldungen

Die Gnade des übervollen Herzens

BERLIN. Der Geburtstag des Begründers der pietistischen Glaubensgemeinschaft der Herrnhuter, Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf, jährt sich am 26. Mai zum 300. Mal. Grund genug, dem Theologen und Liederdichter eine Sondermarke zu widmen, die ihn als Missionar in Nordamerika abbildet. "Ein Herz voll brüderlicher und zärtlicher Menschenliebe, voller Respekt für das geringste Gute des anderen, voll Verlangen nach dessen Heil". Diese Worte charakterisieren den religiös-moralischen Leitfaden Zinzendorfs und stehen zugleich für den Beginn der Emanzipation der Freikirchen in Deutschland.

 

Juristenausbildung wird demnächst reformiert

FRANKFURT/M. Die Diskussion über die Reform der Juristenausbildung ist seit Jahrzehnten Dauerthema justizpolitischer Debatten. Der württembergische Justizminister Ulrich Goll, Vorsitzender der dafür zuständigen Arbeitsgruppe der Justizministerkonferenz, hat nun ein Modell präsentiert, das mehr zu werden verspricht als ein Sandkastenspiel (Zeitschrift für Rechtspolitik, Heft 2/2000). Angestrebt wird eine praxisintegrierte universitäre Ausbildung, die die tradierte Trennung von Studium und Referendariat aufhebt. Die Entscheidung der Justizminister für die Einführung dieses Modells soll bis zum Sommer gefallen sein.

 

Latein und Griechisch ohne Humanismus

BERLIN. Der altsprachliche Unterricht gibt an deutschen Gymnasien seine in Kleingruppen organisierten Abschiedsvorstellungen. Nicht der permanent beklagte mangelnde "Praxisbezug" macht dem Lateinischen und Griechischen den Garaus,sondern das Absterben der humanistischen Bildungsidee. Andreas Fritsche glaubt dennoch, daß unter Verzicht auf humanistische "Weltanschauung", für deren Vermittlung Latein "mißbraucht" worden sei, nun eine "neutrale historische Kommunikation" den Lateinunterricht neu legitimieren könne (Lateinisch und Griechisch in Berlin und Brandenburg, Heft 1/2000).

 

EXPO 2000: Fehlende Visionen

AACHEN. In einem der EXPO 2000 gewidmeten Heft bringt die Aachener Architekturzeitschrift ARCH+ (Heft 149/150) neben Beiträgen zu den auf dem Hannoveraner Gelände errichteten Pavillons einen instruktiven Aufsatz Thilo Hilperts. Unter dem Titel "Zeitmaschinen der Modernität" beschäftigt er sich mit der Geschichte der Weltausstellungen zwischen 1900 und 2000. Dieser Rückblick auf die dort inszenierten alternativen Welten und Zukunftsvisionen endet bei der Beurteilung der EXPO-Konzepte mit einer gewissen Ratlosigkeit. Eine Idee für die Stadt des 21. Jahrhunderts, die Technik und Umwelt versöhnen solle, sei in der Themenschau und Expoarchitektur entgegen allen Ankündigungen nur unzureichend konkretisiert.


 
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