© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    22/00 26. Mai 2000

 
Frisch gepresst

NS-Opposition. Der Titel dieser von Hans Mommsen betreuten Bochumer Dissertation Susanne Meinls führt in die Irre ("Nationalsozialisten gegen Hitler. Die nationalrevolutionäre Opposition um Friedrich Wilhelm Heinz", Siedler Verlag, Berlin 2000, 448 Seiten, 58 Mark). Ihre Probanden, neben Heinz andere Aktivisten aus dem KR-Milieu des Frontsoldaten-Nationalismus wie Hartmut Plaas, Hans Schwarz van Berk oder Hans-Albrecht Herzner, von denen sich nicht wenige bei der Militäropposition im Umkreis von Admiral Canaris wiederfanden, sind in ihrer Mehrzahl notorische "Querfrontler", eher in osmotischen Zonen zwischen links und rechts als in der NSDAP daheim, und wegen ihrer ambivalenten Biographien nicht in den bundesdeutschen Block moralisch sakrosankter Widerstandskämpfer einzufügen.

Kriegsgefangene. Die beim Kölner Zeithistoriker Jost Dülffer angefertige Dissertation von Andreas Hilger ("Deutsche Kriegsgefangene in der Sowjetunion, 1941–1956. Kriegsgefangenenpolitik, Lageralltag und Erinnerung", Klartext-Verlag, Essen 2000, 486 Seiten, 88 Mark) kommt daher, als wollte sie den Rußlandfeldzug auf anderer Ebene fortsetzen: als Fußnotenschlacht. Die 2.500 Anmerkungen, die die Lektüre erschweren, zieren jedoch eine aus deutschen und (seit 1990 zugänglichen) russischen Archiven geschöpfte Darstellung, die man getrost als Standardwerk zum Thema empfehlen kann.

Österreich zwischen Ost und West. Ohne wissenschaftliche Ansprüche zu erheben, bietet Otto Klambauer, Zeitgeschichtsredakteur des Kurier, einen gut lesbaren Überblick über vier Jahrzehnte Alpenrepublik, die mehr enthalten als den Stoff für Spionageromane ("Der Kalte Krieg in Österreich. Vom Dritten Mann zum Fall des Eisernen Vorhangs", Carl Ueberreuter Verlag, Wien 2000, 208 Seiten, 39,80 Mark).


 
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