© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    22/00 26. Mai 2000

 
Sprachverwirrung
Moritz Schwarz

Der Sprachschützer und Vorsitzende des "Vereins deutsche Sprache e.V." (VDS, vormals VWDS), Walter Krämer, hat in der vorvergangenen Woche in einem Interview mit der JUNGEN FREIHEIT unter anderem auch zur Zusammenarbeit seines Vereins mit anderen Vereinigungen ähnlicher Zielsetzung Stellung genommen. Dabei erwähnte Krämer lediglich Organisationen im Ausland bzw. in Österreich und Südtirol.

Auf die konkrete Frage nach dem "Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e. V." (VRS), der sich – im Gegensatz zum VDS – auch gegen die Rechtschreibreform wendet und sich ebenfalls schon in der JUNGEN FREIHEIT vorgestellt hatte, antwortete Krämer, er wisse zwar vom VRS, dieser sei ihm allerdings nicht näher bekannt.

Das Gegenteil behauptet nun der VRS in einer Mitteilung an diese Zeitung. Darin heißt es, Walter Krämer sei sogar Mitglied des VRS und erhalte regelmäßig dessen Vereinsmitteilungen.

Tatsächlich tummeln sich in Deutschland eine ganze Reihe von Sprachpflege-Vereinen, die sich mit unterschiedlicher Intensität und unterschiedlichen Zielen der Pflege des Deutschen widmen. Während ein Verband wie die "Gesellschaft für deutsche Sprache e.V." (GfdS) mit immerhin auch etwa 2.300 Mitgliedern offenbar wenig kämpferisch die Veränderung der deutschen Sprache beobachtet, wendet sich der VDS mit seinen inzwischen rund 9.000 Mitgliedern mit Verve gegen die von ihm als "Denglisch" bezeichnete Anglisierung der deutschen Sprache, zum Beispiel durch die alljährliche Verleihung eines "Sprachpanscher"-Preises an besonders schlimme Sprachvermischer des öffentlichen Lebens wie etwa Telekom-Chef Ron Sommer.

Der VRS wiederum bekämpft nicht nur die hemmungslos überhandnehmende Verenglischung des Deutschen (vom VRS als "Engleutsch" bezeichnet), sondern auch die Rechtschreibreform, durch die er die Einheitlichkeit der Rechtschreibung zerstört sieht. Der VRS verfügt nach eigenen Angaben zwar nur über einige hundert Mitglieder, hat aber dafür prominente Schriftsteller wie Günter Kunert, Reiner Kunze oder Siegfried Lenz in seinen Reihen. Vereinen wie der GfdS oder dem VDS wirft er vor, letztlich durch ihr öffentliches Ansehen, aber gleichzeitiges Schweigen zur Rechtschreibreform dieser damit den Anschein höherer Weihen zu verleihen und sich so zum Büttel der verhängnisvollsten Form der Sprachzerstörung zu machen. Der Kampf um die deutsche Sprache scheint an allen Fronten voll entbrannt.


 
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