© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    22/00 26. Mai 2000

 
Meldungen

Kroetz kritisiert Grass und rot-grüne Regierung

MÜNCHEN. Der Schriftsteller und Schauspieler ("Kir Royal") Franz Xaver Kroetz hat seinen Kollegen Günter Grass als Denunzianten bezeichnet. In einem Interview mit dem Münchner Merkur sagte der Dramatiker, Grass schwimme im "Swimmingpool des kapitalistischen Blocks als Haifisch. Der wird geliebt oder gehaßt, aber er schwimmt mit". Die herbe Kritik des Nobelpreisträgers an dem zurückgetretenen SPD-Vorsitzenden Oskar Lafontaine habe ihn daran erinnert, "daß dieser Grass ein geborener Denunziant ist, seit ich ihn kenne", sagte Kroetz. Das ehemalige DKP-Mitglied beklagte weiter, daß es in Deutschland einen "kapitalistischen Block" gebe, der "von Stoiber bis Trittin" reiche. Die Wahl der rot-grünen Regierung sei ein Rechtsruck gewesen. Das Kapital habe "in ganz Europa die Roten an die Macht geholt, weil man die für weniger Geld kriegt".

 

Hauptstadtvertrag regelt Kulturförderung

BERLIN. Der Staatsminister für Kultur, Michael Naumann, und Berlins Kultursenator Christoph Stölzl haben vergangene Woche den "Hauptstadtkulturvertrag" für das Jahr 2000 unterzeichnet. Darin werden die von der Bundesregierung zugesagten 100 Millionen Mark Fördergelder für Berliner Kulturstätten und Kulturprojekte vertraglich festgeschrieben. Für kulturelle Einrichtungen mit besonderer hauptstädtischer Ausrichtung stehen 80 Millionen Mark zur Verfügung. Dazu gehören das Jüdische Museum, die Deutsche Oper und die Staatsoper, das Philharmonische Orchester, das Konzerthaus am Gendarmenmarkt, das Deutsche Theater sowie das Haus der Kulturen der Welt. Für Sonderprojekte und Veranstaltungen fließen 20 Millionen in einen Fonds, der bis 2004 in gleicher Höhe bereitstehen soll.

 

Kritik aus Bayern an Naumanns Kulturpolitik

MÜNCHEN. Der bayerische Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Hans Zehetmair, hat dem Kulturbeauftragten der Bundesregierung, Michael Naumann, eine "nationalistische" Kulturpolitik vorgeworfen. Er konzentriere sich zu sehr auf repräsentative Kulturprojekte in Berlin. Die Begründung, mit der die Bundesregierung in das preußische Kulturerbe in Berlin investiere, ließe ihn "frösteln", erklärte der CSU-Politiker. Naumann sehe sich "für das Blattgold an der Berliner Pickelhaube zuständig". Zehetmair wies darauf hin, daß die Bundesregierung die Mittel für die Bayreuther Festspiele und das Deutsche Museum gekürzt habe, gleichzeitig aber 100 Millionen Mark für die Kulturförderung in der Hauptstadt zur Verfügung stelle. Naumann bezeichnete die Vorwürfe als "Seufzer hinter bayerischen Butzenscheiben".

 

Rau beklagt zu hohe Zahl von Analphabeten

LEIPZIG. Wissen und Kenntnisse sind nach Auffassung von Bundespräsident Johannes Rau die wertvollsten Ressourcen des 21. Jahrhunderts. Einen modernen Analphabetismus könne sich niemand leisten. In Deutschland gebe es 2,8 Millionen Analphabeten, das entspreche einem Anteil in der Bevölkerung von drei Prozent. "Das ist viel zuviel in einem Land, in dem das wichtigste Kapital die Köpfe sind", sagte Rau vergangenen Samstag bei dem Festakt zum 175jährigen Bestehen des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels in Leipzig. An den Buchändlertagen hatten rund 1.200 Händler und Verleger teilgenommen.


 
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