© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    21/00 19. Mai 2000

 
Zitate

"Es ist nicht schwer, in wohlsituierten Vierteln eine ausländerfreundliche Gesinnung zu zeigen. Schwerer ist das da, wo sich immer mehr verändert, wo man als Einheimischer die Schilder an und in den Geschäften nicht mehr lesen kann."

Bundespräsident Johannes Rau im Haus der Kulturen am 12. Mai 2000

 

 

"Jenseits der spektakulären Mediengipfel weist die EU erstaunliche Ähnlichkeiten mit dem Machtsystem der späten Sowjetunion auf, wo man gleichfalls mit Mafiamethoden versuchte, ein Großreich zusammenzuhalten. Solange in Brüssel auch weiterhin fünfzehn pressure groups versuchen, einander über den Runden Tisch zu ziehen und die jeweils eigene Seilschaft um jeden Preis durchzuboxen, werden sich allenfalls die Namen der Generalsekretäre ändern. Doch das System wird bleiben bis zum Zusammenbruch."

Dirk Schümer in der "FAZ" vom 10. Mai 2000

 

 

"Brandenburg ist ein böses Land, wenn man die falsche Hautfarbe hat, die falsche Sprache spricht oder es etwa wagt, sich zu seinem Glauben zu bekennen. Als Jugendliche begannen, ‘rechts sein’ cool zu finden und so eines der wenigen Tabus der alten Bundesrepublik brachen, war Brandenburg früh dabei ... Vieles Böse ist aber nicht mehr neu, sondern Alltag in einer Gegend, für die auswärtige Beobachter sogar schon den harten Ausdruck ‘Heil-Hitler-Land’ verwendet haben."

Jens Stiller, Publizist, in der "Berliner Zeitung" vom 13./14. Mai 2000

 

 

"In Polen gilt seit einer Woche das ‘Gesetz über die polnische Sprache’. Es soll das Polnische vom Einfluß des Englischen schützen...

Sprachgesetze gibt es auch anderswo, zum Beispiel die französische Loi Toubon, aber niemand kann wie der polnische Gesetzgeber beanspruchen, den reinen Zorn Gottes in Paragraphen gegossen zu haben. Es müssen nämlich nicht nur alle fremdsprachlichen Produktbezeichnungen für den Verbraucher übersetzt werden. In Zukunft muß der gesamte Rechtsverkehr, sofern eine in Polen ansässige Partei beteiligt ist, auch auf Polnisch abgewickelt werden. (…) Die Europäische Union dürfte die Regelung als nichttarifäres Handelshemmnis zu verhindern suchen."

Christian Esch in der "Berliner Zeitung" vom 15. Mai 2000

 

 

"Es ist interessant, daß unter Weltinnenpolitik offensichtlich von vielen eine Verfahrensweise verstanden wird, die als nationale Innenpolitik in jeder Demokratie vom Verfassungsgericht kassiert würde; in keiner Demokratie, die diesen Namen verdient, hat ein Verband von Starken, und seien sie noch so ‘gut’, das Recht, schwache Mitbürger, und seien sie die schlimmsten Verbrecher, anzugreifen. Denn Demokratien achten die Rechte ihrer Subjekte, also einzelner Menschen. Die Subjekte der Welt sind Staaten. Folglich hat eine demokratische Außenpolitik deren Rechte zu achten."

Matthias Kamann in der Mai-Ausgabe der "Frankfurter Hefte"


 
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