© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    21/00 19. Mai 2000

 
Das grüne Herz Deutschlands bleibt schwarz
Thüringen: Die CDU verteidigt ihre dominierende Stellung bei den Kommunalwahlen
Jörg Fischer

Die im Freistaat Thüringen mit absoluter Mehrheit regierende CDU hat ihre dominierende Stellung bei den Bürgermeister- und Landratswahlen am vergangenen Sonntag verteidigt, denn mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten verweigerte die Stimmabgabe.

Die Union erreichte landesweit gerechnet 47,2 Prozent der Stimmen und liegt damit deutlich vor der SPD mit 28,1 Prozent. Bei den letzten Kommunalwahlen hatte die Union allerdings noch 52,4 Prozent erreicht. Damit habe seine Partei einen ersten Stimmungstest in den neuen Ländern nach dem CDU-Spendenskandal gut bestanden und ihre "tragende Rolle" im Freistaat bestätigt, sagte Ministerpräsident und CDU-Landeschef Bernhard Vogel in Erfurt. Die SPD konnte von der Bimbes-Affäre nicht profitieren: Vor sechs Jahren bekam sie noch 34,6 Prozent. Seine Partei habe sich aber nach dem Debakel der Landtagswahl im vergangenen September stabilisiert und klar gezeigt, daß sie wieder zweitstärkste politische Kraft im Freistaat sei, sagte ihr Landesvorsitzender Christoph Matschie sichtbar enttäuscht vom Ergebnis. Bei der Landtagswahl vor acht Monaten war die SPD auf 18,5 Prozent abgestürzt und erstmals von der PDS mit 21,3 Prozent überflügelt worden. Daraufhin wurde sein Vorgänger Schuchardt – ein PDS-Gegner und Bürgerrechtler – gestürzt und der kommunistenfreundliche Matschie ins Amt gehebelt.

Herbe Verluste gab es auch für die PDS, die nicht überall antrat und diesmal auf 12,5 Prozent (vorher 17,9) kam. Die DSU und die Republikaner traten nicht an, auch die DVU und die NPD hatten keine Kandidaten aufgestellt. Die CDU holte schon im ersten Durchgang zehn der 16 Landratsposten sowie zwei der sechs Oberbürgermeisterämter in den kreisfreien Städten. Viele Amtsinhaber wurden bestätigt: Erfurts OB Manfred Ruge (CDU) erreichte fast 52 Prozent. PDS-Landeschef Dieter Hausold unterlag in Gera mit 20,6 Prozent dem parteilosen Amtsinhaber Ralf Rauch (Ex-SPD) mit 54,4 Prozent. Die aus Westfalen stammende SPD-Kandidatin Monika Hofmann scheiterte in der zweitgrößten Stadt mit 4 Prozent! Weimars inzwischen parteiloser OB Volkhardt Germer wurde mit 60,9 Prozent der Stimmen wiedergewählt, denn seine alten Genossen von der PDS unterstützten ihn diesmal. In der Uni- und Technologiehochburg Jena muß der einzige FDP-Oberbürgermeister Deutschlands, der Tierarzt Peter Röhlinger mit 36,4 Prozent in die Stichwahl gegen den SPD-Genossen Albrecht Schröter, der 27 Prozent erreichte. "Oberbayerische Verhältnisse" gibt es seit 1990 im katholischen Eichsfeld: Henning Werner (CDU) wurde mit 76,2 Prozent zum Landrat gewählt.


 
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