© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    20/00 12. Mai 2000

 
Blick in die Medien
Tabubruch
Ronald Gläser

RTL und die Produktionsfirma center-tv haben sich mit der Ausstrahlung der Dokumentation "Die Rächer – Israels geheime Nazijagd" als mutig erwiesen. In der ursprünglich siebenteiligen Serie werden Morde und andere Nachkriegsverbrechen der sogenannten Befreier schonungslos aufgedeckt. Im ersten Teil wurde am vergangenen Sonntag über die jüdischen Mörderbanden berichtet, die gleich nach Kriegsende in Mitteleuropa wüteten. Jüdische Soldaten erschienen in amerikanischen, britischen und sowjetischen Uniformen und töteten teilweise zielgerichtet, teilweise wahllos Deutsche, die sie für Nazis hielten.

Nach der Vergiftung von inhaftierten SS-Angehörigen soll eine Gruppe von jüdischen Attentätern sogar die Arsen-Vergiftung des Trinkwassers in Großstädten geplant haben. So sollte ein Großteil der deutschen Bevölkerung ausgerottet werden. Die Offenheit, mit der die Täter von damals heute darüber sprechen, ist erschütternd. Viele halten ihr Handeln auch heute noch für gerechtfertigt.

Der israelische Autor der Dokumentation, der 47jährige Yarin Kimor, läßt viele Zeitzeugen zu Wort kommen, verzichtet aber auf eine moralische Bewertung. Das haben Journalisten in Israel und hierzulande für ihn übernommen und die Serie mit wenig einleuchtenden Argumenten noch vor Erscheinen verrissen.

Der zweite Teil widmet sich einem bekannteren Themenkomplex, der Jagd nach Adolf Eichmann: RTL, Sonntag, 22.55 Uhr

Ronald Gläser


 
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