© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    20/00 12. Mai 2000

 
Zitate

"Die EU sollte endlich Kriterien formulieren, ein Stöckchen hinhalten, das Österreich überspringen kann und an dem sich die FPÖ möglichst den Hals bricht."

Stefan Reinecke im Berliner "Tagesspiegel" vom 5. Mai

 

 

"Wir leben im Zeitalter der totalen Mobilmachung. Die Finanzströme umkreisen der Erdball, die Spekulanten hinterher, nebenbei und vorneweg, und die Arbeitnehmer haben Mühe mitzuhalten. Für Global Player mag das noch ein heiteres Spiel sein. Was bleibt aber den anderen, die nicht mitspringen können oder wollen?

Der heimatlose, familienfreie, bloßgestellte Mensch soll der Prototyp der neuen flexiblen Weltgesellschaft sein. Die Diskussion über die Greencard ist nur das Übungsgelände, auf dem wir für die globale Job-Rotation präpariert werden. (…) In der mobil gemachten Welt gibt es so wenig Nation wie Heimat, sondern nur Zugschwalben, die hinter der Konjunktursonne herfliegen und sich dort niederlassen, wo die Futterplätze sind."

Norbert Blüm, Ex-Arbeitsminister, in der "Woche" vom 5. Mai 2000

 

 

"Die EU-14 haben bei ihrem Sanktions-Feldzug zwei Bundesgenossen: Norwegen und Tschechien ... Im Falle Tschechiens als unser Nachbarland ist die proklamierte Eiszeit allerdings ein ernstes Problem – nicht nur für Österreich, sondern für Tschechien. Diese unkluge Außenpolitik (seit 1918), diese Fleißaufgaben in vorauseilendem Gehorsam, reduzieren Tschechiens EU-Beitrittschance auf null! Denn im Nationalrat wird sich unter den gegebenen Umständen einfach keine Mehrheit für die Ratifizierung eines Beitrittsvertrages mit einem so unfreundlichen Nachbarn finden lassen ... Der Vorteil, den sich die Regierung in Prag als Trittbrettfahrer der Sanktionen erhofft, nämlich Österreich bei den Benes-Dekreten und in der Atomfrage zum Schweigen zu bringen, könnte sich als böser Bumerang entpuppen."

Kurt Seinitz, Publizist, in der österreichischen "Krone" vom 6. Mai

 

 

"Hätten wir den Euro nicht, kämen heute ein paar europäische Währungen unter Druck und müßten abgewertet werden. Leidtragende einer solchen Entwicklung wäre mit Sicherheit die D-Mark."

Theo Waigel, Ex-Finanzminister, in einem "Focus"-Interview vom 8. Mai

 

 

"Die Euphorie über die Strickjackendiplomatie von Kohl und Gorbatschow war eine kurze Episode im Verhalten des bundesdeutschen Establishments gegenüber dem Nachbarn im Osten. Vorherrschend blieb die Mischung aus Ignoranz und aggressiver Überheblichkeit, die seit Bismarck die bürgerliche Diplomatie in dieser Hinsicht beherrscht, eine Disposition, die zwei Weltkriege mit herbeiführte und im Kalten Krieg an den Antikommunismus der Faschisten bruchlos anknüpfen konnte. Nur die DDR unterbrach diese Kette."

Arnold Schölzel in der "Jungen Welt" vom 8. Mai


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen