© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    19/00 05. Mai 2000

 
Neulich im Internet
Alle sind gleich
Erol Stern

Es gibt einen Ort, so sagt man, da wird kein Unterschied gemacht, woher ich komme, wie ich aussehe, welche Hautfarbe oder ethnische Zugehörigkeit ich habe. Im "global village" (globalen Dorf) sind wir alle gleich – heißt es zumindest. Kurioserweise ist dieser Ort entstanden in einer Zeit noch vor den Blumenkindern: aus dem militärischen Arpa-Net. Die Diskussionslandschaft rund um das Thema Internet hat sich ein wenig gewandelt, es verliert immer mehr den Schrecken des Unbekannten, man erkennt zunehmend die Möglichkeiten und Chancen – vorausgesetzt, man ist "drin". Was ist aber mit all jenen, die sich die rund 2.000 Mark Anschaffungskosten für ein Einsteigersystem und die laufenden Online-Kosten nicht leisten können? Ein Sozialhilfeempfänger beispielsweise hat Anspruch auf einen Fernseher oder kostenlose Bibliothekenbenutzung. Klar ist, daß ein Internetanschluß ihm helfen könnte, sich auf dem Stellenmarkt besser zu behaupten – schon alleine, weil er unter Beweis stellt, eine neue Technologie nutzen zu können. Und die Bewerbung per eMail gehört zunehmend zum guten Ton. Stellt sich jedoch die Frage nach der Lobby, die dies finanzieren soll. Die Gesellschaft droht, sich zu teilen: in Internetanalphabeten und versierte Benutzer. Die Politik – inzwischen der Bedeutung des Prozesses bewußt – versucht, durch die Wirtschaft gesponsert, auch den Schulen den Zugang zu ermöglichen. Hier wird um den potentiellen Kunden von morgen gebuhlt, hier gibt es eine Lobby. Wann kommt aber das Internet für wirklich alle? fragt Euer Erol Stern


 
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