© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    19/00 05. Mai 2000

 
Kulturtagebuch: Literaturkritiker preisen das neue Buch von Botho Strauß
Anschwellender Lobgesang
Andreas M. Daniel

Das neue Buch von Botho Strauß, "Das Partikular", – obschon erst seit vier Wochen im Handel – ist im Begriff, die Bestsellerlisten zu erobern. Was zunächst unspektakulär klingt, ist bei Betrachtung der Umstände ein ziemlich unerhörter Vorgang. Denn das im Hanser Verlag, München, erschienene Werk des Dramatikers, Erzählers und Essayisten Strauß kommt äußerlich derart unscheinbar daher, daß man sich fragt, wer außer eingefleischten Strauß-Kennern dieses Buch kauft. Der erklärungsbedürftige Titel regt dazu ebensowenig an wie das abstrakte Bild auf dem Umschlag; Klappentext und Angaben über den Autor fehlen völlig, und auch die Rückseite des Buches gibt keinen Hinweis auf seinen Inhalt. Für den Erfolg des Buches dürften wohl vor allem jene Literaturkritiker ausschlaggebend sein, die es nahezu einhellig als herausragendes Stück deutscher Gegenwartsprosa feiern. Eine kleine Auswahl:

Für den Spiegel bleibt am Ende "das Staunen über die anhaltende Wahrnehmungskraft dieses Schriftstellers, der in seinen Prosaparzellen mehr Leben versteckt als andere in umfangreichen Büchern". Der Focus hält die Prosatexte von Botho Strauß für "Perlen unter den deutschen Literaturproduktionen"; sein Buch gehöre "zum Kunstvollsten und Bedeutendsten", was in diesem Frühjahr publiziert worden ist. Für die FAZ ist das Buch "ein einziger großer Gewinn an Lebenszeit", die Süddeutsche Zeitung meint, als Beobachter und Differenzierender stecke Botho Strauß seine literarischen Zeitgenossen "in die Tasche". Völlig aus dem Häuschen ist der Welt-Kritiker, der die Art des Erzählens bei Strauß am liebsten "schweigend bestätigen" und "ruhig verehren" möchte, weil er dem darin enthaltenen Lebensgefühl nur begeistert zustimmen kann. Botho Strauß habe auf einer Seite "mehr Erzählstoff als viele sogenannte Erzähler in einem ganzen Roman". Und selbst die Frankfurter Rundschau kommt nicht umhin – nachdem sie stilistische Verranntheiten, sprachliche und gedankliche Spitzfindigkeiten sowie eine bestimmte Blässe und Ratlosigkeit entdeckt haben will –, immerhin doch "Passagen von großer Eleganz" auszumachen. Das "Partikular" charakterisiere Botho Strauß zugleich als "merkwürdigen Anachronisten" und "eigenwilligen Avantgardisten".

Eine JF-Rezension folgt in einer den nächsten Ausgaben.


 
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