© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    19/00 05. Mai 2000


Geier Sturzflug
von Michael Wiesberg

In einem Faltblatt des Auswärtigen Amtes aus dem Jahre 1998, in dem über den Euro informiert wird, steht auf die Frage "Soll ich mein Geld in Gold, Yen oder Dollar anlegen?" folgende Antwort zu lesen: "Nein: Die Währungsunion wird eine Stabilitätsgemeinschaft. Es besteht deshalb kein Grund, Vermögensumschichtungen vorzunehmen." Selten ist politisches Wunschdenken, wie es in der angeblichen "Information" des Auswärtigen Amtes zum Ausdruck gekommen ist, schneller von der Realität falsifiziert worden als im Falle der europäischen Kunstwährung Euro.

Entsprechend aufgeschreckt reagieren die verantwortlichen Politbürokraten, deren Reißbrett-Produkt an den Finanzmärkten partout keinen Anklang finden will. Also wird versucht, das Ausmaß des Euro-Debakels herunterzuspielen. So wird z. B. auf die hohe interne Stabilität des Euro innerhalb der Euro-Zone verwiesen. Daß diese Scheinstabilität in erster Linie der Tatsache geschuldet ist, daß die Wechselkurse zwischen den Teilnehmerländern am Euro-Projekt seit dem 1. Januar 1999 festgeschrieben sind, wird schon nicht mehr gesagt. Wie trügerisch dieses Argument ist, zeigen ständig steigende Importpreise, die zwangsläufig zu höheren Produktionspreisen und steigenden Verbraucherpreisen führen. Die damit zwangsläufig verbundene Steigerung der Inflationsrate droht Milliarden Mark an Sparvermögen zuvernichten.

Der Verzicht auf die Mark, den die "Männerfreunde" Kohl und Mitterand als Preis für die Wiedervereinigung Deutschlands aushandelten, wird die Deutschen noch sehr teuer zu stehen kommen.


 
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