© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    18/00 28. April 2000

 
Meldungen

Internet bewirkt Renaissance des Buches

BERLIN. Rund 600 Jahre nach der Geburt des Buchdruck-Erfinders Johannes Gutenberg hat das Internet nach Ansicht des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels als zweite medientechnische Revolution entgegen allen Befürchtungen eine Renaissance des Buches bewirkt. Das Internet habe die Akzeptanz von Büchern und Literatur gesteigert, wie Norbert Rojan vom Börsenverein anläßlich des Welttages des Buches am 23. April betonte. Der Buchhandel zeige im Internet Flagge. Von den rund 5.500 Buchhandlungen in Deutschland seien nahezu 1.000 im Internet präsent.

 

Buchverleger gegen staatliche Verlegerei

ZÜRICH. Der Buchleger-Verband der deutschsprachigen Schweiz wirft staatlichen Unternehmen Eingriffe in die Sphäre der privaten Verleger vor. Der Bund mache Kasse mit Publikationen wie dem Bericht zur Flüchtlingspolitik, indem sie zu nicht marktkonformen Preisen angeboten würden, so der Verband. Kürzlich herausgegebene Publikationen von der Eidgenössischen Drucksachen- und Materialzentrale (EDMZ) würden zudem größtenteils direkt und nicht über den Buchhandel ausgeliefert.

 

"Vaterland" für Castorf nicht erfolgreich

HAMBURG. Die Uraufführung des Romans "Vaterland" durch den Leiter der Berliner Volksbühne, Frank Castorf, am Hamburger Schauspielhaus kam bei den Zuschauern nicht gut an. Im Polit-Thriller "Vaterland" von Richard Harris geht es um die Frage, wie es aussähe, wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte und 1964 noch immer an der Macht wäre, als er Besuch von John F. Kennedy erhält. Zufällig wird im Stück durch eine Mordserie die Judenvernichtung entdeckt. Die Zuschauer zeigten sich während des zähen ersten Teils gelangweilt.

 

Intendant des Berliner Ensembles zieht Bilanz

BERLIN. Der neue Intendant des Berliner Ensembles am alten Brecht-Theater am Schiffbauerdamm, Claus Peymann, hat eine selbstkritische Bilanz seiner ersten 100 Tage gezogen. Er drohte mit seinem Weggang aus Berlin, wenn ihm das Land Berlin die Subventionen von derzeit 26,5 Millionen Mark kürzen sollte. Peymann hofft, in Berlin unter den Schriftstellern Mitstreiter für neue zeitgenössische Stücke zu finden, um Stachel im Hinterteil der Regierung zu sein. Der Regisseur, der zuvor Direktor des Wiener Burgtheaters war, ist einer der schärfstenKritiker des FPÖ-Politikers Jörg Haider. Er hält allerdings den Boykott der Europäischen Union für "das Dümmste, was man machen konnte", da es Haider am meisten helfe, wenn ihn das Ausland kritisiere.

 

Förderung für Berliner Kultureinrichtungen

BERLIN. Die Bundesregierung will die bisherige pauschale Förderung der Berliner Kultur einstellen und sich statt dessen ab dem Jahr 2001 auf die Finanzierung von sieben kulturellen Einrichtungen der Hauptstadt konzentrieren. Hundertprozentig vom Bund gefördert werden sollen dann das Berliner Philharmonische Orchester, das Schauspielhaus, das Jüdische Museum, die Berliner Festspiele, das Haus der Kulturen der Welt, der Martin-Gropius-Bau und die Stiftung Kinemathek. Zur Begründung wird in der Welt am Sonntag ein Bericht des Staatsministers für Kultur im Kanzleramt, Michael Naumann, zitiert, daß damit die Verwendung der Mittel transparenter werde. Es gebe eine Äußerung Naumanns im März, "daß Gelder vom Bund für die Berliner Kultur in anderen Haushalts-Etats verschwunden" seien, berichtete das Blatt. Für die bisherige pauschale Bundeshilfe für die Berliner Kultur sind in diesem Jahr 100 Millionen Mark vorgesehen.


 
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